Was die Psychologie über Ghosting sagt [überraschend!]

Ghosting ist ein Phänomen, welches – so meint man – immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Tatsächlich interessiert sich auch die Psychologie immer mehr für das Ghosting.

Welche psychologischen Erkenntnisse es zum Ghosting gibt, hab ich dir in diesem Guide zusammengefasst.

Nur so viel: Wenn Menschen bestimmte Glaubenssätze haben, dann ist es viel wahrscheinlicher, dass sie jemanden ghosten.

Dann lies am besten gleich weiter.

In aller Kürze: Was ist Ghosting?

Ghosting bezeichnet das Phänomen, wenn sich ein Partner oder auch jemand, den du gedatet hast, plötzlich scheinbar in Luft auflöst.

In einer der psychologischen Studien über das Ghosting haben die Teilnehmer:innen angegeben, dass etwas über 25% schon einmal eine Erfahrung mit Ghosting gemacht haben.

Deine Nachrichten werden ignoriert – du hast praktisch keine Möglichkeit mehr, diese Person zu erreichen. Sie ist quasi vom Erdboden verschluckt.

Dabei kann dieses Verschwinden unmittelbar und aus heiterem Himmel passieren (plötzliches Ghosting) oder sich auch über einen längeren Zeitraum hinziehen (allmähliches hosting).

>>> Mehr dazu, was Ghosting bedeutet und welche Arten des Ghostings es gibt, kannst du in diesem Guide nachlesen.

Ein Beispiel:

Nehmen wir an du hast jemanden kennengelernt, ihr hattet eine schöne Dating-Phase und seid jetzt seit 2 Monaten zusammen.

Alles lief gut – bis du auf eine erste Nachricht keine Antwort erhalten hast.

Auch weitere Nachrichten bleiben unbeantwortet. Dein Schwarm schreibt auch von sich aus nichts.

Du merkst, dass du auch auf WhatsApp blockiert bist und er/sie dir nicht mehr auf Instagram folgt.

Das ist das plötzliche Ghosting.

Wenn hingegen dein Schwarm immer beschäftigter ist, ihr immer weniger gemeinsam macht und auch deine Nachrichten immer länger auf eine Antwort warten müssen – dann handelt es sich um das allmähliche Ghosting.

Der Ghoster zieht sich also ganz langsam zurück.

In beiden Fällen bleibt bei dir die Ungewissheit und das macht das Ghosting für den/die Betroffenen (oder für dich, falls du schon betroffen warst) so schlimm.

Welche Menschen eher ghosten (psychologische Erklärung)

Kann man Aussagen darüber treffen, ob jemand tendenziell eher ghosten würde?

Und ja, tatsächlich, das kann man.

Es hängt mit den inneren Einstellungen zusammen, die Menschen hinsichtlich einer Beziehung haben.

Seelenverwandtschaft oder doch wachsende Liebe?

Wir alle haben bestimmte Glaubenssätze und Vorstellungen, wie Beziehungen sein sollen und was eine Beziehung ausmachen soll.

Manche Menschen haben den Glaubenssatz, dass eine Beziehung entweder von Anfang an passt oder nicht. In der psychologischen Literatur wird dies als Beziehung als Schicksal bezeichnet.

Weitere Charakteristika des Glaubenssatzes an eine Beziehung als Schicksal sind:

  • Es gibt die große Liebe fürs Leben.
  • Beziehungen müssen stabil sein und sind unveränderlich.
  • Gefühle können einfach so verschwinden und dagegen kann man nichts tun.

Der Beziehung als Schicksal steht die so genannte Beziehung als Wachstum entgegen. Menschen mit diesem Glaubenssatz sind davon überzeugt, dass Beziehungen wachsen und sich mit der Zeit entwickeln können.

Weitere Charakteristika des Glaubenssatzes an eine Beziehung als Wachstum sind:

  • Beziehungen wachsen und entwickeln sich über die Zeit.
  • Man kann Beziehungen verbessern, indem man an der Kommunikation arbeitet und gemeinsame Herausforderungen meistert.
  • Gefühle und Liebe kann man gezielt schaffen.

Man könnte hier auch von einem statischen (= Beziehung als Schicksal) und einem dynamischen (= Beziehung als Wachstum) Mindset sprechen.

Wie du erkennen kannst, ob dich jemand ghosten wird [psychologische Erklärung]

Und nun zeigt eine psychologische Studie etwas Faszinierendes:

Wenn Menschen einen der obigen Glaubenssätze haben, also Beziehung als Schicksal oder Beziehung als Wachstum, dann finden sie es sozial akzeptierter, das Ghosting anzuwenden.

Aufgabe: Bevor du weiterliest, überleg kurz, welcher dieser beiden Glaubenssätze eher dazu führt, dass Menschen ghosten!

Hast du deine Auswahl getroffen?

Die Antwort ist:

Menschen, die Beziehungen eher als Schicksal sehen, stehen gemäß dieser psychologischen Studie dem Ghosting eher positiv gegenüber, um Beziehungen zu beenden.

Wenn bei Menschen der Glaubenssatz Beziehung als Schicksal stark ausgeprägt ist, dann finden diese Menschen mit 66%iger Wahrscheinlichkeit Ghosting sozial akzeptabler!

Und umgekehrt, desto stärker der Glaubenssatz Beziehung als Wachstum ausgeprägt ist, desto weniger sieht man im Ghosting die Methode der Wahl.

Das Ganze kann man auch graphisch noch gut veranschaulichen:

Aufgabe: Falls du schon mal geghostet wurdest, versuche rauszufinden, ob die Anzeichen der Beziehung als Schicksal für den Menschen zutreffen, der dich geghostet hat!

Psychologie und Ghosting: WARUM ghosten Menschen?

Du hast nun gesehen, dass Menschen mit bestimmten Glaubenssätzen eher zu Ghosting neigen.

Nur was sind tatsächlich die Gründe, warum es dann tatsächlich zum Ghosting kommt?

Hier möchte ich auf 2 Gründe genauer eingehen, die auch in einer psychologischen Studie über Ghosting gefunden wurden:

  • Bequemlichkeit und
  • Sicherheit.

Ghosting ist „bequem“

Es ist immer leichter, etwas nicht zu tun als etwas schon zu tun.

Zum Beispiel ist es morgens leichter einfach im Bett liegen zu bleiben als tatsächlich aufzustehen.

Ähnlich ist es auch beim Ghosting.

Es ist „bequem“, „praktisch“ und „einfach“ eine Beziehung so zu beenden, anstatt tatsächlich darüber zu reden.

Warum?

Man braucht keine Zeit vereinbaren, wo man dann Schluss macht und man erspart sich auch die Emotionen von sich selbst und auch vom derzeitigen Partner/Partnerin.

Mit ein paar Klicks sind gewissermaßen alle Verbindungen gekappt. Man muss dann eigentlich nur alle Nachrichten ignorieren und fertig!

Dass diese Vorgehensweise nicht wirklich empathisch der verlassenen Person gegenüber ist, brauche ich hier nicht zu erwähnen.

Ghosting verschafft eigene Sicherheit

Wer schon mal Schluss gemacht hat, weiß, dass diese Situationen sehr unbequem sind.

Denn es bedeutet, dass man einen Menschen womöglich das Herz bricht – und wenn man einigermaßen empathisch ist, dann wird einem selbst das auch wehtun.

Menschen, die Ghosting anwenden, haben genau davor Angst.

Sie wollen also vermeiden, dass die andere Person Drama macht, zu weinen beginnt oder sonstige Emotionen zeigt.

Es geht also darum die spezielle Trennungssituation zu vermeiden beziehungsweise sich selbst nicht in diese „ungute“ Situation begeben zu müssen.

>>> Mehr dazu, warum es zum Ghosting kommt kannst du hier (klick!) nachlesen!

Welche Beziehungen werden am häufigsten durch Ghosting beendet?

In einer Beziehung sein heißt auch immer, dass die jeweiligen Alltage und Leben zusammenwachsen.

Dann hat man eine Zahnbürste beim anderen oder man lernt die Freunde des neuen Partners kennen.

Je verwobener die beiden Leben werden, desto schwerer ist es auch diese Beziehung auch wieder zu trennen.

Denn da hat man noch viele Sachen voneinander, man hat gemeinsame Routinen aufgebaut und auch gemeinsame Freunde, die dann immer diese unangenehmen Fragen stellen.

Und tatsächlich hat die Psychologie einen Zusammenhang von Dauer der Beziehung und Ghosting gefunden.

Beziehungen, die eher kurz waren (also von wenigen Dates bis ungefähr 6 Monate), werden mit höherer Wahrscheinlichkeit durch Ghosting getrennt als lange Beziehungen.

Ghosting ist demnach auch häufiger, wenn man erst ein paar Dates hinter sich hat oder noch nicht intim miteinander war.

Was man von Ghostern oft hört, ist folgender Satz: „Aber es waren eh nur ein paar Dates… Was hätte ich da groß sagen sollen?“

Was die Psychologie über Bindungsstile und Ghosting sagt

Vielleicht sind dir die Begriffe Bindungs- und Verlustangst auch schon mal untergekommen.

Diese Begriffe sind die umgangssprachlichen Namen für den vermeidenden und ängstlich-ambivalenten Bindungsstil.

Und tatsächlich kann man auch hier einen Zusammenhang zum Ghosting herstellen.

Was bedeutet Bindungs- und Verlutsangst?

So genannte „Bindungsängstler“ fühlen sich oft nicht wohl, anderen Menschen zu nahe zu sein. Sie finden es schwierig, anderen Menschen vollkommen zu vertrauen und abhängig zu sein.

Bindungsängstler haben stets das Gefühl, dass der Partner immer mehr will und ziehen sich infolgedessen immer weiter zurück.

Dem gegenüber steht der „Verlustängstler“. Diese Menschen finden stets, dass andere ihnen nicht so nahekommen, wie sie es möchten. Verlustängstler machen sich oft Sorgen, ob sie vom Partner geliebt werden.

Wenn du so möchtest, kann man das auch graphisch veranschaulichen:

Wie Ghosting und Bindungsstil zusammenhängen

Auch hier wieder meine Einladung an dich:

Aufgabe: Überleg zuerst, ob du denkst, dass der Bindungsängstler oder der Verlustängstler eher jemanden ghosten würde?

Tatsächlich würden Bindungsängstler mehr zu Ghosting neigen, weil sie ohnehin eher die Distanz suchen.

Ich möchte hier nochmals betonen:

Das heißt natürlich nicht, das jeder Bindungsängstler ein potenzieller Ghoster ist.

Wir überall in diesem Artikel und auch, wenn du psychologische Studien zum Ghosting liest – alle Aussagen treffen stets nur im Schnitt zu.

Das heißt:

Wenn du beispielsweise 100 Bindungsängstler hernimmst und 100 Verlustängstler, dann werden von den 100 Bindungsängstlern – sagen wir – 40 davon Ghosting in Erwägung ziehen, während das von den 100 Verlustängstlern nur beispielsweise 5 tun würden.

(Zahlen sind hier von mir frei erfunden!)

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