Was bedeutet „Ghosting“?

Die eine Art von Ghosting gibt’s eigentlich nicht. Soviel gleich mal zu Beginn.

Trotzdem möchte ich zuerst mal ganz allgemein einen Überblick geben, was man unter Ghosting genau versteht.

Und anschließend werden wir uns anschauen, welche verschiedenen Arten von Ghosting es gibt.

Vielleicht liest du diese Zeilen hier, weil du bereits ein Opfer von Ghosting geworden bist?

Dann findest du hier jene Informationen, um genauer zu verstehen, was da genau passiert ist.

Denn – wie gesagt – Ghosting kann auf verschiedenste Weisen passieren.

Dazu aber etwas später mehr, zunächst bleiben wir mal ganz allgemein und gehen dann weiter in die Tiefe.

Was bedeutet Ghosting? Ein grober Überblick

Ghosting ist eine Methode, eine Beziehung oder den Kontakt zu jemandem zu beenden und lässt sich durch die folgenden 5 Anzeichen charakterisieren.

5 Anzeichen von Ghosting

  • jemand verschwindet ohne Vorankündigung
  • man bekommt keine weiteren Nachrichten mehr
  • die Beziehung wird unilateral abgebrochen
  • eigene Ungewissheit
  • eigene Nachrichten werden ignoriert

Keine Vorankündigung beim Ghosting

Ghosting bedeutet ganz einfach mal:

Du datest jemanden oder bist in einer Beziehung und plötzlich ist dieser Mensch ganz aus deinem Leben verschwunden – ohne dies direkt irgendwie anzukündigen.

Deswegen spricht man auch von „Ghosting“ – es wirkt so, als wäre dieser Mensch nur ein Geist gewesen und hätte sich im wahrsten Sinne des Wortes einfach in Luft aufgelöst.

Die Beziehung wird unilateral abgebrochen

Eine Beziehung kann man im beidseitigen Einverständnis beenden – das nennt man bilateral, weil beide Beziehungs-Partner in die Entscheidung involviert sind.

Beim Ghosting ist es jedoch genau anders:

Der „Ghoster“ beschließt für sich allein, die Beziehung zu beenden, eben unilateral.

Beim Ghosting verabschiedet sich der „Ghoster“ also still und heimlich aus der Beziehung, ohne dich irgendwie einzubinden.

Man bekommt keine Nachrichten mehr

Mit dem Verschwinden ohne Vorankündigung geht auch einher, dass der Ghoster von sich aus keinen Kontakt mehr zu dir sucht.

Du bekommst keine Anrufe mehr, keine Nachrichten und keine Lebenszeichen auf Social Media.

Irgendwann kommt da also nichts mehr und es ist sprichwörtlich Funkstille.

Dein:e Ex wird zum Geist und tritt auch nicht mehr in Kontakt mit dir.

Es bleibt nur Ungewissheit

Der Ghoster ist irgendwann einfach weg. Die Folge davon ist, dass man selbst nicht im Bilde darüber ist, was gerade passiert.

Man muss für sich selbst interpretieren, was grad Sache ist. Und den einzigen „Hinweis“, den man bekommt, ist ein Nichtvorhandensein jeglicher Kommunikation seitens des Ghosters.

Und diese Ungewissheit macht das Ghosting auch so schmerzhaft.

Du kennst dich nicht aus und musst raten, was gerade passiert – und erst mit der Zeit ahnst du, dass da vielleicht etwas im Busch ist.

Bei der der „direkten“ Methode einer Trennung (also beispielsweise einem Gespräch) weiß man wenigstens, dass man wieder Single ist.

Beim Ghosting steht du da wie der begossene Pudel und weißt nicht, wie dir geschieht.

Man selbst wird vom Ghoster ignoriert

Und schließlich ist es nicht nur so, dass vom Ghoster selbst nichts mehr kommt.

Die typischen Verhaltensweisen eines Ghosters sind auch:

  • nicht ans Telefon gehen,
  • nicht zurückrufen,
  • nicht auf Nachrichten antworten oder
  • dich auf Social Media blockieren.

Man selbst ist praktisch komplett abgeschnitten von jeglicher Kommunikation.

Und dies ist ebenfalls ein Aspekt, warum es so schmerz, wenn man selbst geghostet wird.

Denn der/die Ex ist ja nach wie vor auf Social Media präsent. Du kannst also alles anschauen, was er/sie so treibt.

Doch in Kontakt treten kannst du nicht, weil du stets ignoriert wirst.

Bedeutet Ghosting immer ein „plötzliches“ Verschwinden?

Wenn du so magst:

Ghosting ist nicht gleich Ghosting.

Wenn du über das Thema im Internet etwas liest, dann wird stets die „extreme“ Form beschrieben.

Tatsächlich ist Ghosting in verschiedensten Abstufungen möglich, nämlich…

  • Ghosting kann entweder plötzlich oder allmählich passieren.
  • Ghosting kann nur vorübergehend (temporär) oder für immer (permanent) angewendet werden.

Und darum soll’s in diesem Abschnitt gehen.

Plötzliches vs allmähliches Ghosting

Ghosting kann einerseits plötzlich passieren oder ein allmählicher Prozess sein.

Der Unterschied ist somit die Geschwindigkeit, mit der sich der Ghoster aus dem Leben des Ghostee (= wird geghostet) verabschiedet.

Plötzliches Ghosting bedeutet also „von einem Tag auf den anderen verschwinden“. Der Ghoster schreibt plötzlich nichts mehr und antwortet auch nicht mehr.

Das allmähliche Ghosting ist ein langsames Verschwinden – es passiert gewissermaßen über einen bestimmten Zeitraum hinweg.

Es kommen immer weniger Nachrichten oder auch immer mehr Absagen für gemeinsame Unternehmungen.

Typische Aussagen sind beispielsweise: „Du, ich hab grad so viel zu tun. Ich mag mich auf meine Karriere konzentrieren, ich meld mich dann, wenn alles wieder ruhiger ist!“ – doch das war der letzte Satz, den du gehört hast.

Das vergrößert beim Ghostee zusätzlich die Unsicherheit, weil man ja doch noch irgendwie zusammen ist oder datet, aber alles nach und nach einschläft.

Temporäres vs permanentes Ghosting

Ghosting kann sich – wie vorhin beschrieben – einerseits in der Geschwindigkeit untrescheiden, mit der sich der Ghoster verabschiedet.

Andererseits kann Ghosting auch nur für eine bestimmte Zeit angewendet werden, zum Beispiel wenn ein Partner allein oder mit Freunden auf Urlaub ist und sich während dieser Zeit nicht meldet.

Dann spricht man vom temporären Ghosting, weil sich der Ghoster nach einer Zeit wieder meldet und die Beziehung mehr oder weniger weitergehen kann.

Es wird also nur temporär die Kommunikation eingstellt.

Dem gegenüber steht das permanente Ghosting. Dabei stellt der Ghoster die Kommunikation für immer ein und die andere Person wird aus dem eigenen Leben verbannt.

In diesem Fall meldet sich der Ghoster auch nicht mehr, sondern bleibt für immer (also permanent) ein Geist.

Der Ghosting-Quadrant

Wenn man das Ganze nun noch etwas psychologischer angeht, dann kann man diese beiden Arten (also allmählich/plötzlich und temporär/permanent) auch in einen Graphen einzeichnen.

Dieser Ghosting-Quadrant wurde von LeFebvre et al. publiziert. Du kannst dir das wissenschaftliche Paper dazu hier anschauen.
(das Ganze ist aber etwas kompliziert und auf englisch – deswegen bekommst du im Folgenden eine etwas einfacher erklärte Version)

Damit kannst du leicht feststellen, wie das Ghosting bei dir abgelaufen ist – sofern du schon mal Opfer eines Ghosters geworden bist.

Dazu nehmen wir einmal die x-Achse her und tragen auf diese nun die erste Unterscheidung, nämlich „allmählich/plötzlich“, auf:

Je weiter links du dich befindest, desto plötzlicher ist also das Ghosting abgelaufen.

Dann zeichnen wir auf der y-Achse nun die beiden Möglichkeiten „temporär“ und „permanent“ ein:

Das heißt:

Je weiter oben du dich befindest, desto plötzlicher ist das Ghosting abgelaufen.

Nun möchte ich mir mit dir noch anschauen, wie du diese Quadranten für dich verwenden kannst.

Die praktische Anwendung des Ghosting-Quadranten

Wenn du im Internet etwas über Ghosting liest, dann wird dabei meistens der folgende Fall beschrieben:

  • der Ghoster hat sich plötzlich nicht mehr gemeldet und
  • seitdem gab es keinen Kontakt mehr mit oder seitens des Ghosters.

Das kannst du nun ganz easy einem Quadranten zuordnen:

Warum es zum Ghosting kommt

Ghosting ist eine Art, um das eigene Desinteresse an einer Beziehung zu zeigen.

Man stellt dann selbst alle Kommunikation ein mit dem Menschen, mit dem man gerade zusammen ist oder sich gerade trifft.

Ghosting ist dann die Methode der Wahl, weil man hofft, dass der Ghostee den „Hinweis“ versteht und die Beziehung so einfach beendet werden kann.

Man versucht sich also den Emotionen bei der Trennung zu entziehen.

Und tatsächlich berichten viele Ghoster, dass sie nicht erleben wollen, wie der andere wütend wird oder zu weinen beginnt.

Das kann durchaus auch mit dem Gedanken geschehen, dass man dem Partner nicht wehtun will.

In beiden Fällen ist jedoch stets die Motivation: Vermeidung der Emotionen bei der Trennung.

Auf zeitjung.de gibt es diesbezüglich eine schöne Formulierung:

Ghosting ist demnach „die kalorienreduzierte Version des Schlussmachens“.

Als Ghoster erspart man sich quasi das Bauchweh und die Emotionen des Ghostee.

Mehr darüber, warum Menschen jemanden ghosten, kannst du hier nachlesen:

>>> Warum passiert Ghosting? [+ 7 Gründe]

Ghosting ein Phänomen des Internets?

Kennenlernen im Internet ist zu einer regelrechten Industrie geworden – mit Parship und Co tummeln sich etliche Anbieter, wo man den Menschen fürs Leben finden kann.

Doch wie läuft dieses Kennenlernen ab?

Man bekommt unzählige potenzielle Partner:innen angezeigt – und „wischt“ alle weg, die nicht interessant sind.

Es ist ein Ausdruck unserer schnelllebigen Gesellschaft:

Du passt mir nicht… und mit einem Mausklick oder einem „Wischen“ ist schon der/die nächste potenzielle Seelenverwandte bereit.

Diese Dynamiken können sich dann auch in die reale Welt übertragen.

Denn so wie beim „Wegwischen“ nachher aller Kontakt abgebrochen ist (oder gar nicht erst zustande kommt), so macht man das dann auch nach ein paar Dates.

So nach dem Motto:

In den ersten paar Dates ist der Funke nicht „übergesprungen“. Alles klar, es gibt so viele andere – und weggewischt.

Und dieses „Wegwischen“ in der realen Welt äußert sich dann meist als Ghosting.

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