Ghosting: Die moderne Variante einer Trennung?

Mit der modernen Online-Welt ist eine neue Art der Trennung aufgekommen: Ghosting.

Wann eine Trennung durch Ghosting am häufigsten auftritt, warum es so schmerzt und was es bei dir bewirken kann, darum geht’s in diesem Guide.

Also lies am besten gleich weiter!

Trennung durch Ghosting: Die stille Art zu gehen

Ghosting bedeutet:

Eine Beziehung ohne jede Vorwarnung zu beenden – und zwar auch ohne ein Gespräch, sondern nur durch plötzliches Abtauchen und Verschwinden.

Deswegen auch „Ghosting“, eben weil der/die andere sich wie ein Geist in Luft aufzulösen scheint.

Ghosting kann auf 2 verschiedene Arten passieren.

Von „plötzlichem Ghosting“ spricht man dann, wenn jemand von einem Tag auf den anderen nicht mehr antwortet und alle Verbindungen abbricht.

Dem gegenüber steht das „allmähliche Ghosting“. Dies ist dann der Fall, wenn jemand immer weniger zurückschreibt und immer weniger Zeit für Dates oder gemeinsame Unternehmungen hat.

Eine Trennung durch Ghosting scheint auch ein Phänomen des Informationszeitalters zu sein.

Denn es war noch nie so einfach, eine Beziehung zu beenden. Man braucht lediglich ein paar Klicks und schon hat man alle Verbindungen gekappt.

Wann tritt eine Trennung durch Ghosting am ehesten auf?

Je länger man mit jemandem in einer Beziehung ist, desto stärker wird die Verbindung und desto mehr Commitment bringt man einander entgegen.

Man wächst dann gewissermaßen zusammen und das eigene Leben ist mit dem Leben des Partners immer mehr verflochten.

Eine Trennung durch Ghosting passiert deswegen eher dann, wenn diese Verbindungen noch nicht so ausgeprägt sind.

Beispiele für Situationen, wo eine Trennung durch Ghosting eher auftreten kann, sind…

  • man hat sich online kennengelernt und schreibt bislang nur miteinander (hat sich also noch nicht getroffen),
  • man hatte erst ein paar Dates miteinander,
  • man war noch nicht intim miteinander,
  • man war erst für kurze Zeit „fest“ zusammen.

Warum kürzere Beziehung eher durch Ghosting getrennt werden

Wenn man glaubt, dass man dem/der Ex irgendwo wieder begegnen wird, desto weniger entschließt man sich zu ghosten.

Denn es braucht viel Aufwand und Mühe, dass man Vorkehrungen trifft, dem/der Ex nicht irgendwo über den Weg zu laufen.

Wenn man also eine Beziehung online beginnt und dann ein paar Dates hatte, dann ist die Verflechtung der jeweiligen Leben nicht sonderlich groß und es ist einfacher eine Trennung durch Ghosting durchzuziehen.

Ghosting ist also insbesondere dann eine „praktische“ Option, wenn man nicht Gefahr läuft dem/der Verlassenen permanent über den Weg zu laufen oder von gemeinsamen Freunden ausgefragt zu werden.

Psychologische Einordnung von Ghosting als Trennungs-Methode

Leslie A. Baxter beschreibt, dass sich Trennungen in der Regel durch 2 Kategorien charakterisieren lassen.

Und zwar einmal hinsichtlich der Art und Weise, ob man mehr auf sich selbst schaut („ICH-orientiert“) oder möchte, dass des dem Partner:in gut geht („DU-orientiert“).

Und andererseits ob man eher das direkte Gespräch sucht („direkt“) oder sich ohne klärendes Gespräch aus der Beziehung verabschiedet („indirekt“).

Das Ganze kann man dann auch wieder graphisch veranschaulichen – man erhält dann 4 Quadranten, um eine Trennung zu charakterisieren:

Jedem Quadranten kann man dann auch noch einen charakteristischen Trennungssatz zuordnen, der die Absicht des „Verlassers“ charakterisiert:

Ghosting als Trennungs-Methode kann man nun in diesem Modell ganz leicht zuordnen:

Warum eine Trennung durch Ghosting so wehtut

Trennungen schmerzen im Allgemeinen immer zu einem gewissen Grad – das Ausmaß, wie weh Trennungen dann wirklich tun, ist aber auch abhängig von der Art und Weise, wie eine Trennung abläuft.

Und tatsächlich schmerzen Trennungen, die „indirekt“ ablaufen (also ohne klärendes Gespräch), umso mehr.

Der Grund liegt darin, dass unser Geist stets nach einem Abschluss sucht.

Unser Geist möchte wissen, warum etwas passiert.

Und diese Frage nach dem „Warum“ wird unbeantwortet bleiben, eben weil der Ghoster ohne Grund – still und heimlich – aus dem Leben verschwindet.

Stirbt die Hoffnung zuletzt?

Zusätzlich ist es bei einer Trennung durch Ghosting schwerer, die Hoffnung aufzugeben.

Denn der Ghoster könnte sich theoretisch ja jeden Augenblick melden.
(was aber nie mehr passiert)

Diese Hoffnung kann dann lange Zeit ein Strohhalm sein, an den man sich klammert.

Die Folge:

Das eigene Leiden wird dadurch noch verlängert, bis man dann für sich schmerzlich eingestehen muss, dass alle Hoffnungen umsonst waren.

Social Media kann eine Trennung durch Ghosting noch unerträglicher machen

Durch Social Media kann man praktisch das Leben von jedem Menschen verfolgen – denn das jeweilige Facebook- oder Instagram-Profil ist nur wenige Klicks entfernt.

Wenn man selbst durch Ghosting verlassen wurde, dann sind auf Social Media zwar alle Verbindungen gekappt (man ist sozusagen „entfollowed“), aber der Ghoster ist ja nach wie vor auf Social Media zu finden.

Man kann also jederzeit am Social-Media-Profil vorbeischauen und herausfinden, was sich im Leben des Ghosters so tut.

Dieser Mensch ist sozusagen vor deiner Nase – aber du kannst ihn/sie nicht greifen, diese Person wird für dich stets unerreichbar bleiben.

Deswegen:

Wenn du geghostet wurdest und du das Ghosting verarbeiten möchtest, dann widerstehe unbedingt dem Drang, deinen „Ghoster“ auf Social Media zu stalken – das verlängert nur deinen Schmerz!

Was eine Trennung durch Ghosting beim Verlassenen bewirkt

Ghosting tut nicht nur im Herzen weh, sondern kann auch für dich selbst Auswirkungen haben.

In diesem Abschnitt geht’s darum, was eine Trennung durch Ghosting bei dir selbst auslöst und was sie in dir bewirkt.

Ghosting knabbert am eigenen Selbstwert

Eine Trennung durch Ghosting ist gewissermaßen ein Frontalangriff auf den eigenen Selbstwert.

Es schießen dann folgende Fragen durch den Kopf:

  • „Was habe ich falsch gemacht?“
  • „Warum werde ich auf diese Weise abserviert?“
  • „Was habe ich nicht gemerkt?“

Denn viele Menschen suchen den Grund erstmal bei sich selbst.

Und mit jedem Gedanken, warum oder weshalb man geghostet wurde oder was man selbst falsch gemacht hat, sägt man sich ein wenig Selbstwert weg.

Wenn du eine Trennung durch Ghosting hinter dir hast:

ES HAT NICHTS MIT DIR ZU TUN!

Wenn du geghostet wurdest, dann bedeutet das einzige, dass es da draußen einen Menschen gibt, der nicht erwachsen genug ist, sich anständig von dir zu trennen.

Ghosting erschüttert das Vertrauen

Eine Trennung durch Ghosting erschüttert in vielen Fällen auch das eigene Vertrauen in die Welt und in andere Menschen.

Denn letztlich kann man nie wissen, ob die nächste Nachricht auch wieder beantwortet werden wird.

Es schwingt die Angst mit, dass man jederzeit wieder geghostet werden kann – eben weil es beim letzten Mal auch so abgelaufen ist.

Wenn dein Vertrauen durch Ghosting erschüttert wurde, dann sind 2 Aspekte wichtig.

Gibt einerseits dir die nötige Zeit, dass sich Vertrauen wieder aufbauen kann.

Und gib dem/der anderen umgekehrt auch die Chance, sich dein Vertrauen zu erarbeiten.

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