Fühlt sich in deiner Beziehung oder beim Dating alles an wie ein Tanz: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück?
Einmal Nähe, dann wieder Distanz. Langsam fragst du dich wahrscheinlich, ob die Beziehung je so richtig tief werden kann.
Denn genau wenn du mehr Nähe und Verbundenheit suchst, zieht sich der andere wieder komplett zurück.
Langsam verlierst du die Hoffnung und fragst dich: „Was mache ich falsch?”
Wenn du dich mit diesen Worten angesprochen fühlst, dann hast du es wahrscheinlich mit einem Bindungsängstler zu tun.
Bindungsangst ist ein weitverbreitetes, aber oft missverstandenes Phänomen.
Betroffene sehnen sich nach Liebe, haben aber gleichzeitig große Angst vor Nähe und Abhängigkeit.
In diesem Artikel erfährst du acht häufige Symptome von Bindungsangst und wie du als Partner gut darauf eingehen kannst.
Überblick über die häufigsten Anzeichen bei Bindungsangst
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Anzeichen #1: Die Angst vor zu viel Nähe. Bindungsängstler fürchten emotionale Nähe und Abhängigkeit. Diese Angst führt oft dazu, dass sie Nähe gänzlich meiden oder sich regelmäßig zurückziehen.
Anzeichen #2: Die Angst davor, „gesehen“ zu werden. Aus Furcht vor Ablehnung halten Bindungsängstler oft eine Fassade aufrecht, um ihre Probleme und Unsicherheiten zu verstecken.
Anzeichen #3: Wunsch nach übermäßiger Unabhängigkeit. Bindungsängstler legen Wert auf Unabhängigkeit und vermeiden es, über die Zukunft zu sprechen oder gemeinsame Pläne zu machen.
Anzeichen #4: Selbstsabotage bis hin zu Selbstmitleid. Obwohl ein Bedürfnis nach Nähe vorhanden ist, sabotieren Bindungsängstler ihre Beziehungen aus Angst vor zu viel Abhängigkeit. Dies tun sie oft durch widersprüchliches Verhalten.
Anzeichen #5: Schwierigkeiten bei der Kommunikation von Gefühlen. Bindungsängstler haben oft keinen guten Zugang zu ihren Gefühlen und empfinden es als unangenehm, diese zu zeigen.
Anzeichen #6: Vorliebe für „lockere“ Bindungen. Unverbindliche Beziehungen wie Freundschaft Plus oder auch ein „Gspusi” sind für Bindungsängstler attraktiv, da sie keine emotionale Nähe oder Verpflichtungen bedeuten.
Anzeichen #7: Verletzendes Verhalten als Methode für Distanz. Bindungsängstler neigen zu verletzendem Verhalten, um mehr Distanz in der Beziehung zu schaffen. Oft ist das Ziel, dass die andere Person sich von selbst zurückzieht.
Anzeichen #8: Das „Nein“ gewinnt. Bindungsängstler kontrollieren oft alleine die Dynamik der Beziehung. Wenn die andere Person zu viel pusht, kommt es oft zum vollständigen Rückzug.
Anzeichen #1: Die (große) Angst vor zu viel Nähe
Wenn du es mit einem bindungsängstlichen Menschen zu tun hast, wirst du als erstes Symptom die Angst vor zu viel Nähe bemerken.
Diese Angst hat ihren Ursprung in der Furcht vor Abhängigkeit.
Je mehr Nähe in der Beziehung entsteht, desto mehr fühlt sich die Person bedroht, abhängig zu werden.
Für Bindungsängstler sind Unabhängigkeit und Freiheit besonders wichtig. Deshalb empfinden sie Nähe oft als Gefahr.
In ihren Augen bedeutet Nähe also Abhängigkeit, und das löst bei ihnen Unbehagen aus.
Dieses Symptom kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen.
Was ist ein typisches Anzeichen für diese Angst vor Nähe bei Bindungsängstlern?
Oft braucht die Person länger, um auf Nachrichten zu antworten – oder sie antwortet manchmal gar nicht mehr.
Das Gefühl, dem bindungsängstlichen Menschen hinterherrennen zu müssen, kann daher immer wieder auftreten.
Auch bei Verabredungen zeigt sich die Angst vor Nähe.
Es kann länger dauern, bis ein Date zustande kommt, und die Person wirkt wahrscheinlich zurückhaltend.
Häufig entsteht der Eindruck, dass ein Bindungsängstler „nur an Sex” interessiert ist, da alles darüber hinaus zu viel Verbindlichkeit für bedeuten würde.
Nach dem Sex kann es dann aber passieren, dass der Bindungsängstler sich zurückzieht und für eine Weile Funkstille herrscht.
Ein typisches Symptom für Bindungsangst ist auch, dass es der Person schwerfällt, anderen vollständig zu vertrauen.
Vertrauen und Nähe sind eng miteinander verknüpft, und wer Angst vor Nähe hat, empfindet auch Vertrauen als Herausforderung.
Dieser Kreislauf erschwert es, eine tiefe und stabile Bindung aufzubauen.
Einfluss geschlechterspezifischer Unterschiede bei diesem Symptom für Bindungsangst
Dieses typische Symptom von Bindungsangst wird häufiger bei Männern beobachtet.
Der Grund dafür liegt oft in gesellschaftlichen Erwartungen: Männer sollen stark und unabhängig sein und sich nicht so schnell emotional binden.
Rein biologisch betrachtet tragen Männer „weniger Verantwortung“ für den Nachwuchs.
Das führt oft zu einer geringeren Bereitschaft, sich langfristig zu verpflichten.
Frauen hingegen wünschen sich eher einen Partner, der langfristig bei ihnen bleibt und emotionale Nähe zulässt.
Sie sind in dieser Hinsicht anders gepolt als Männer.
Männer suchen nämlich oft nach Nähe in Form von Sex. Wenn sie darüber hinaus mehr Nähe wollen, deutet das darauf hin, dass sie sich stärker binden möchten.
Doch wie kommt es dazu, dass sich ein Mann nach einer Phase der Distanz wieder mehr annähert?
Dies hat oft mit dem Aspekt der Eroberung zu tun: Sobald er das Ziel erreicht hat und die „Eroberung“ gelungen ist, verliert er das Interesse und distanziert sich.
Nach einer Weile kann die Beziehung jedoch wieder attraktiv für ihn werden, weil er eine neue Herausforderung darin sieht.
Wie eine Beziehung mit einem Bindungsängstler dennoch gelingen kann
Damit eine Beziehung mit einem bindungsängstlichen Menschen funktioniert, ist es wichtig, ihm oder ihr genügend Freiraum zu lassen.
Gib der Person die Möglichkeit, von sich aus auf dich zuzukommen, wenn sie das Bedürfnis nach Nähe spürt.
Sollte emotionale Nähe für dich sehr wichtig sein, ist es sinnvoll, dies in einem Gespräch anzusprechen.
Nur so könnt ihr herausfinden, ob eure Bedürfnisse womöglich zu weit auseinanderliegen, oder ob ihr einen gemeinsamen Weg findet.
Jedenfalls bringt es wenig, dem bindungsängstlichen Menschen Druck zu machen, indem du sagst, wie oft ihr euch sehen solltet, mehr kuscheln oder häufiger Sex haben solltet.
Das würde eher dazu führen, dass sich die Person noch weiter distanziert.
Anzeichen #2: Die Angst davor „gesehen“ zu werden
Bindungsängstler haben oft Angst davor, in all ihren Facetten gesehen zu werden, also mit all ihren Fehlern und Macken.
Eine Fassade lässt sich leichter aufrechterhalten, wenn man jemanden nur ab und zu sieht.
Für kurze Zeit, vielleicht zwei bis drei Tage, kann die Person diese Maske tragen.
Doch mit der Zeit wird diese Fassade unweigerlich bröckeln – und das ist dem Bindungsängstler natürlich bewusst.
Der Grund für dieses Verhalten liegt oft in der tiefen Angst, von anderen verurteilt zu werden.
Bindungsängstler fürchten, abgelehnt oder verurteilt zu werden, wenn ihre wahren Seiten ans Licht kommen.
Vor allem haben sie Angst, dass sie nicht so geliebt werden, wie sie wirklich sind.
Du kannst dir das so vorstellen, dass die Bindungsangst ein Schutzpanzer nach außen ist, unter dem eine Verlustangst und ein geringer Selbstwert liegt:
Deswegen sind Bindungsängstler oft bemüht, eine gewisse „Fassade“ aufrechtzuerhalten…
Warum Bindungsängstler die „Fassade“ bewahren wollen
Bindungsängstliche Menschen halten also ihre Fassade aufrecht, weil sie eine riesige Angst vor Ablehnung haben.
Oft liegt der Ursprung dieser Angst in ihrer Kindheit: Sie haben nie erfahren, als ganzer Mensch wertgeschätzt zu werden, und ihre Fehler und Schwächen wurden nicht angenommen.
Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, hat sie dazu gebracht, eine Fassade aufzubauen.
Sie haben gelernt, dass sie geliebt werden, wenn sie brav und angepasst sind – und genau dieses Konzept übertragen sie auch auf ihre Beziehungen.
Das geschieht jedoch alles unbewusst. Es ist keine bewusst getroffene Entscheidung, sich zu „verstellen” und sie meinen es natürlich auch nicht böse.
Vielmehr ist es ein Schutzmechanismus, den sie sich im Laufe der Zeit angeeignet haben, um emotionalen Schmerz zu vermeiden.
Die Suche nach Fehlern in der Beziehung
Wenn dem Bindungsängstler eine andere Person zu nahe kommt, entsteht das Bedürfnis, sie auf Distanz zu halten.
Um das zu rechtfertigen, suchen sie gezielt nach Fehlern beim anderen.
Diese Macken interpretieren sie dann so, dass sie als total logische Gründe erscheinen, weshalb die Beziehung keine gute Idee wäre.
Diese vermeintlichen „logischen“ Gründe helfen ihnen, den Rückzug zu begründen.
Manchmal führt das sogar zur Sabotage der Beziehung. Diese wird dann oft mit der Begründung beendet, dass keine Gefühle mehr da seien.
Man selbst fühlt sich in solchen Momenten oft so, als hätte einen der Bindungsängstler nie wirklich geliebt und die Liebe zu dir regelrecht „ausgeschaltet”.
Bindungsängstliche Menschen neigen auch dazu, unrealistisch hohe Erwartungen an ihren Partner zu stellen.
Diese unerfüllbaren Ansprüche nutzen sie dann, um diese als Fehler wahrzunehmen und dem anderen vorzuwerfen.
Letztendlich hilft dieser Mechanismus ihnen, noch mehr Distanz zu anderen zu schaffen.
Konfliktscheue als Anzeichen für Bindungsangst
Anstatt Probleme direkt anzusprechen, ziehen sich bindungsängstliche Menschen bei Konflikten oft zurück.
Diese Konfliktscheue besteht, weil sie kein starkes Commitment empfinden.
Warum sollten sie sich einem Konflikt aussetzen, wenn ihnen die Beziehung nicht stark genug am Herzen liegt?
Aus ihrer Sicht macht es keinen Sinn, sich anzustrengen, wenn die Beziehung ohnehin nur locker und unverbindlich ist.
Dieser Rückzug kann auch als eine Form der Sabotage betrachtet werden: Indem sie Konflikte nicht ansprechen, verhindern sie, dass die Beziehung intensiver wird.
Die Lösung von Konflikten würde schließlich die Bindung verstärken – genau das, wovor sie sich fürchten.
Anzeichen #3: Wunsch nach übermäßiger Unabhängigkeit
Bindungsängstliche Menschen haben, wie du bereits gelesen hast, einen starken Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit.
Deshalb bleibt es oft unklar, wie es langfristig mit der Beziehung weitergeht.
Für sie bleiben Bindungen in der Regel an der Oberfläche, ohne tiefer zu gehen.
Damit eine Beziehung jedoch wirklich wachsen kann, muss sie an Tiefe gewinnen.
Und genau an diesem Punkt stößt man als Partner eines Bindungsänstlers oft auf eine Grenze.
Der Wunsch nach Unabhängigkeit bedeutet auch, dass generell versucht wird, Commitment (also Abhängigkeit) zu vermeiden.
Für Bindungsängstler bedeutet Commitment nämlich, ihre Freiheit aufzugeben, was sie nur schwer oder gar nicht verkraften können.
Wie erkennt man dieses Symptom für Bindungsangst?
Ganz typisch für Bindungsangst ist es, dass diese Personen häufig Gespräche über gemeinsame Zukunftspläne vermeiden.
Der Grund dafür ist klar:
Gemeinsame Planung würde Commitment bedeuten, und das versuchen sie ja zu umgehen.
In einer Beziehung zeigt sich diese Angst vor Verbindlichkeit oft auch durch häufige Geschäftsreisen oder generell „viel unterwegs” sein.
Auf diese Weise können Bindungsängstler es vermeiden, sich intensiver mit ihrem Gegenüber auseinanderzusetzen.
Manchmal gehen sie gar nicht erst den Schritt, überhaupt eine feste Beziehung einzugehen. Gerade bei extremen Bindungsängstler kommt dies vor.
Sie vermeiden es auch, zusammenzuziehen, und bevorzugen häufig auch Fernbeziehungen.
Das bietet ihnen die Möglichkeit, sich immer wieder zurückzuziehen, was ihnen das Gefühl von Freiheit und Kontrolle gibt.
Warum kommt es zu diesem Verhalten?
Bindungsängstler verhalten sich so, weil sie dadurch emotionale Nähe vermeiden.
Sie fühlen sich nur sicher, wenn sie ausreichend Distanz zum anderen bewahren können und somit ihre Unabhängigkeit bestehen bleibt.
Wenn sie mit ihrem Partner zusammenwohnen oder in der gleichen Stadt leben würden, hätten sie das Gefühl, diese Sicherheit zu verlieren.
In einem solchen Umfeld könnten sie sich nicht mehr entspannen, weil ihnen der Raum für Rückzug fehlt.
Dieses Verhalten ist nicht böse gemeint oder gegen den Partner gerichtet.
Es geht vielmehr darum, ihr eigenes Sicherheitsgefühl zu bewahren.
Anzeichen #4: Selbstsabotage bis hin zu Selbstmitleid
Tief im Inneren trägt auch ein Bindungsängstler den Wunsch nach Nähe in sich – sonst würde er keine Dates suchen oder Beziehungen eingehen.
Das Bedürfnis nach Nähe ist also vorhanden, doch die Person hat nie gelernt, wie man mit dieser Nähe umgeht oder was sie wirklich bedeutet.
Wenn sich die Nähe aufbaut, löst das bei ihnen Angst aus, was zu Rückzug und Distanz führt.
Obwohl der Wunsch nach Nähe besteht, zeigt sich dieser Konflikt oft durch widersprüchliches Verhalten.
Die Bedürfnispyramide nach Maslow ist ein Modell, das die menschlichen Grundbedürfnisse in einer hierarchischen Struktur veranschaulicht: Von den grundlegenden körperlichen Bedürfnissen bis hin zur Selbstverwirklichung.
Das Streben nach sozialer Verbundenheit und Nähe zu anderen ist eines dieser Grundbedürfnisse.
Das bedeutet, jeder Mensch sehnt sich nach Nähe, auch Bindungsängstler. Sie haben sich jedoch unbewusst antrainiert, dieses Bedürfnis zu unterdrücken oder falsch auszuleben.
Nähe und Zugehörigkeit sind also tief im Menschen verankerte Bedürfnisse, auf die bei bindungsängstlichen Menschen in der Kindheit nicht ausreichend eingegangen wurde.
Deshalb haben sie nicht wirklich gelernt, mit diesen Bedürfnissen umzugehen.
An irgendeinem Punkt erkennen Bindungsängstler, dass sie eine Gelegenheit verpasst haben und versuchen es erneut.
Dabei sabotieren sie jedoch nicht nur ihre Beziehungen, sondern auch sich selbst.
Diese Selbstsabotage tritt auf, weil sie in dem Moment „vergessen“, dass sie sich eigentlich nach Nähe sehnen, dass sie diese Nähe entwickeln und die Beziehung führen wollen.
Doch warum schaffen sie es nicht?
Die Angst vor zu viel Nähe wird irgendwann überwältigend, und genau an diesem Punkt ziehen sie sich wieder zurück.
Die Folge: Bindungsängstler sendet widersprüchliche Signale
Durch das Grundbedürfnis nach Nähe, gepaart mit einer ungünstigen Strategie, wie man mit dieser Nähe umgeht, entsteht häufig eine „Wellenbewegung“ in der Beziehung.
Bindungsangst erkennt man auch also daran, dass es ein ständiges Muster von Annäherung und anschließenden Rückzug gibt.
Das führt zu einem weiteren typischen Verhalten von Bindungsängstlern, nämlich das Senden von widersprüchlichen Signalen.
Zuerst suchen sie Nähe und wollen eine Verbindung aufbauen, doch sobald es ihnen zu viel wird, ziehen sie sich wieder zurück und fordern Abstand.
Anzeichen #5: Schwierigkeiten, Gefühle zu kommunizieren
Nach ein paar Dates, einigen Treffen, vielleicht einem ersten Kuss oder sogar dem ersten Sex (jeder in seinem eigenen Tempo), stellt sich irgendwann die Frage: Wie geht es weiter?
Nach ein bis zwei Monaten kommt oft der Punkt, an dem man entscheiden muss, ob aus der Verbindung etwas Festes wird und ob man Gefühle entwickelt.
Es taucht die Frage auf: „Was sind wir denn?“
Und in diesem Moment wird der Bindungsängstler höchstwahrscheinlich vermeidend reagieren.
Der Gedanke, sich festzulegen, löst Unbehagen aus, da dies viele Konsequenzen mit sich bringt.
Sich auf eine Beziehung einzulassen bedeutet, mehr Nähe zuzulassen als zuvor und sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen – etwas, das Bindungsängstler lieber vermeiden.
Bindungsängstler haben keinen guten Zugang zu ihren Gefühlen!
Bindungsängstliche haben oft keinen guten Zugang zu den eigenen Gefühlen und können sie nur schwer benennen.
Er kennt vielleicht nur extreme Emotionen wie Freude oder eine Tendenz in Richtung Trauer und Wut – dazwischen gibt es für ihn oft nichts.
Ein Symptom für Bindungsangst ist also eine schwarz-weiße Gefühlswelt, die Grautöne dazwischen werden nicht wahrgenommen.
Dieser Gefühlszustand entwickelt sich oft durch Rationalisierung oder Intellektualisierung.
Der Bindungsängstler hat den Kontakt zu seinem eigenen Körper verloren und kann nicht mehr hineinspüren, um zu erkennen, was er in bestimmten Situationen empfindet.
In der Kindheit haben Bezugspersonen vielleicht Liebe und andere Gefühle nicht offen gezeigt, wodurch das Kind gelernt hat, dass emotionale Offenheit nicht erwünscht ist oder sogar bestraft wird.
Dadurch entwickelt sich der „vermeidende Bindungsstil”, dieser wird also meist von den Eltern weitergegeben. Mehr zum vermeidenden Bindungsstil erfährst du übrigens in diesem Blogbeitrag – klick!
Wo sonst, wenn nicht von den Eltern, hätte ein Kind lernen sollen, wie man richtig mit Gefühlen umgeht? In vielen Fällen hatten auch die Eltern selbst einen vermeidenden Bindungsstil.
Die Konsequenz? Man sucht die Fehler beim anderen…
Wenn du dich an das oben beschriebene Anzeichen #2 von Bindungsangst erinnerst: Bindungsängstler neigen dazu, Fehler beim anderen zu suchen, um sich nicht mit der Bindung selbst auseinandersetzen zu müssen.
Statt nach Gründen zu suchen, warum die andere Person zu ihm passen könnte, konzentriert er sich darauf, warum sie nicht passt.
Dieser Ansatz ist natürlich sehr zielbringend für den Bindungsängstler, denn jeder Mensch hat Fehler und Macken, die man leicht als Argumente nutzen kann, um sich emotional zurückzuziehen.
Er windet sich dann oft aus der ernsten Beziehung heraus und sagt etwas wie: „Wegen Punkt XY passen wir nicht zusammen, aber wir können uns unverbindlich weiter treffen.“
Das führt häufig zu Angeboten wie Freundschaft Plus oder anderen lockeren Arrangements.
Anzeichen #6: Die Vorliebe für „lockere“ Bindungen
Ein sogenanntes „Gspusi” ist für Bindungsängstler die perfekte Situation: Es gibt nicht zu viel Nähe, man kann jederzeit gehen, und wenn man gar keine Lust mehr hat, kann man den Kontakt auch ganz abbrechen.
Ein Bindungsängstler möchte nach dem Sex ohnehin nicht bleiben und auch nicht kuscheln. Und das wird beim Gspusi gar nicht erst erwartet.
Aber was genau ist ein Gspusi?
Hier gibt es bei der Definition oft regionale Unterschiede, wir definieren es mal so:
Ein Gspusi ist eine Person, mit der man unverbindlichen Sex hat, ähnlich wie bei Freundschaft Plus.
Freundschaft Plus bedeutet oft, dass man auch noch andere Dinge zusammen macht, zum Beispiel gemeinsame Hobbys hat.
Insofern ist ein Gspusi noch etwas „lockerer“. Man meldet sich nur ab und zu und meistens sehr spontan.
Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Thema: Warum ist die Vorliebe für lockere Bindungen ein typisches Anzeichen für Bindungsangst?
Das liegt daran, dass die Verbindung bei Gspusis unverbindlich ist und bleibt und kein Commitment erwartet wird.
Commitment bedeutet nämlich, sich mit Gefühlen, Nähe und Kommunikation auseinanderzusetzen, und davor schreckt der Bindungsängstler zurück.
Er vermeidet es also bewusst, tiefer zu gehen – sozusagen als Prävention für sich selbst.
Beim Gspusi muss man auch den Freundeskreis oder die Familie nicht kennenlernen, was ein weiterer Pluspunkt für Bindungsängstler ist.
Beim Gspusi interessiert einen nur die Person selbst, ohne die Verpflichtung einer tieferen Bindung.
Anzeichen #7: Verletzendes Verhalten als Methode für Distanz
Ein weiteres typisches Anzeichen bei Bindungsangst ist das bewusste Provozieren von Konflikten, um Distanz zu schaffen.
Das passiert oft, wenn die Beziehung zu intensiv wird oder wenn mit einem Gspusi zu viel Nähe entsteht.
Dann suchen sie sich plötzlich jemand Neuen oder zeigen dem anderen gegenüber bewusst verletzendes Verhalten.
Dabei ist das Ziel, den Partner dazu zu bringen, gar nichts mehr von einem zu wollen.
Dafür werden aktiv Handlungen gesetzt, die dem anderen emotionalen Schmerz zufügen und somit Distanz zu schaffen.
Es kommt oft vor, dass Bindungsängstler mit Verlustängstlern, also Menschen mit einem ängstlichen Bindungstyp, zusammen kommen.
Das Problem ist hier, dass Verlustängstler dazu neigen, hinterherzurennen und die Beziehung retten zu wollen, auch wenn sie vom Bindungsängstler verletzt wurden.
Das führt häufig zu einer schmerzhaften Spirale aus Nachlaufen und Zurückweisung, die für beide sehr belastend ist.
Wann kommt es zum verletzenden Verhalten?
Das verletzende Verhalten bei Bindungsängstlern tritt oft als eine Art „Eskalationsstufe” auf, wobei es zwei Möglichkeiten gibt.
Zum Einen kommt es vor, dass Bindungsängstler sich zurückziehen, sich selbst nicht mehr melden und der Kontakt letztendlich einfach aufhört.
Es kann aber auch eskalieren, z.B. wenn der Partner die Distanz nicht akzeptiert und anfängt, zu klammern.
Oder ein Bindungsängstler neigt aufgrund der eigenen Persönlichkeit dazu, verletzende Verhaltensweisen zu zeigen.
In solchen Fällen werden dann bewusst emotionalen Verletzungen eingesetzt, um den anderen zu vertreiben.
Das äußert sich beispielsweise so, dass der Bindungsängstler bewusst zum anderen sagt: „Ich gehe fremd“, oder sich tatsächlich auf eine Affäre einlässt als „Regulationsmechanismus“ für Nähe und Distanz.
Andere verletzende Verhaltensweisen, um Distanz zu schaffen, könnten Aussagen sein wie:
- „Ich habe dich nie wirklich geliebt.“
- „Du hast mir nie etwas bedeutet.“
Solche Aussagen zielen darauf ab, den anderen so zu verletzen, dass er selbst die Beziehung beendet oder keine Nähe mehr sucht.
Das Ziel ist es, den Partner so sehr zu verletzen, dass er von sich aus geht und keine Nähe mehr sucht.
Viele Bindungsängstler haben bestimmte Strategien oder Tools entwickelt, um Distanz bewahren, ohne sich vollständig von der Beziehung zu lösen.
In solchen Fällen muss man aber damit klarkommen, dass man den Bindungsängstler manchmal nicht zur Gänze kennenlernen kann, da er immer Mittel finden wird, um Nähe zu vermeiden.
Anzeichen #8: Das „Nein“ gewinnt
Beim Umgang mit Gefühlen in einer Beziehung ist es wie beim Sex: Wenn eine Person keinen Sex will, dann gibt es auch keinen.
Und wenn der Bindungsängstler eben keine Nähe möchte, wird diese auch nicht erreicht werden können..
Der andere kann noch so viel versuchen oder hinterherlaufen – der Bindungsängstler hat die komplette Kontrolle darüber, wann der nächste Schritt kommt.
Der Bindungsängstler reguliert mit dem „Nein“ zur Nähe, was zwischen euch möglich ist:
- ob es weitere Treffen gibt,
- wie weit das Kennenlernen geht,
- oder wie sich eure Beziehung entwickelt – inklusive körperlicher Nähe.
Beim Kennenlernen reguliert er die Dynamik dadurch, dass er sich erst nach einiger Zeit oder gar nicht wieder meldet.
In der Dating-Phase entscheidet er mit seinem „Nein“, wie viele Dates es gibt und wie viel Zeit dazwischen liegt.
In der Beziehung reguliert er, wie oft ihr euch seht, ob ihr zusammenzieht oder wie oft ihr Sex habt.
Die Kontrolle darüber, wie tief oder oberflächlich die Beziehung bleibt, liegt also immer beim Bindungsängstler.
So geht es für dich weiter!
Du hast nun die typischen Anzeichen und Symptome für Bindungsangst kennengelernt.
Erkennst du diese Verhaltensweisen vielleicht bei deinem eigenen Date oder Partner?
Es ist oft schwer zu verstehen, warum jemand so reagiert, aber diese Anzeichen können dir dabei helfen, solch ein Verhalten besser einzuordnen.
Wenn du ähnliche Erfahrungen gemacht hast oder dich in diesen Beschreibungen wiederfindest, würde ich mich freuen, wenn du deine Gedanken oder Erlebnisse in den Kommentaren teilst.
Falls du mehr über die verschiedenen Bindungsstile erfahren möchtest, findest du weitere Informationen und hilfreiche Tipps in diesem Blogbeitrag:
>>> Bindungsangst: Alles zum VERMEIDENDEN Bindungstyp
>>> Verlustangst: Alles zum ÄNGSTLICHEN Bindungstyp
Alles Liebe,
Dein Coaching-Team