Die Kennenlernphase ist oft geprägt durch Spannung, Aufregung, Nervenkitzel und auch einer Menge positiver Gefühle.
Ist Bindungsangst mit im Spiel so kann das Ganze aber schnell zur Achterbahnfahrt werden, auf welcher es leider auch schnell in sehr negative Gefühle kippen kann.
In diesem Blogartikel erfährst du, wie eine Kennenlernphase mit Bindungsangst aussieht und was du tun kannst, wenn du es mit einem Bindungsängstler zu tun hast!
Das Wichtigste im Überblick!
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Was ist überhaupt Bindungsangst und wie entsteht sie? Bindungsangst ist die Furcht vor emotionaler Nähe und Verpflichtung in Beziehungen, die oft durch negative Erfahrungen in der Kindheit oder vergangenen Beziehungen verursacht wird.
Diese Angst kann zu Vermeidungsverhalten und dem Wunsch führen, Unabhängigkeit zu bewahren.
Der typische Ablauf einer Kennenlernphase mit einem Bindungsängstler. Beim Kennenlernen eines Bindungsängstlers verläuft die Beziehung oft in Wellen, in denen Phasen intensiver Nähe von plötzlicher Distanz gefolgt werden.
Diese Unberechenbarkeit kann für beide Partner herausfordernd sein und Unsicherheit erzeugen.
So erkennst du Bindungsangst während der Kennenlernphase. Bindungsangst zeigt sich häufig durch widersprüchliche Signale, wie plötzliches Desinteresse nach anfänglicher Begeisterung.
Achte auf Anzeichen wie eine ausgeprägte Furcht vor Verpflichtungen oder das Bedürfnis nach viel Freiraum.
Die besten Tipps, wie du einen Bindungsängstler datest. Wenn du einen Bindungsängstler datest, ist es wichtig, geduldig und einfühlsam zu sein sowie klare Kommunikation und Verständnis zu fördern.
Es hilft auch, dem Partner Raum zu geben und keine zu schnellen Entscheidungen zu erzwingen. Der Aufbau einer Beziehung ist möglich, wenn man bereit ist, Geduld und emotionale Stärke zu investieren.
Was ist überhaupt Bindungsangst und wie entsteht sie?
Bindungsangst ist eine starke Angst davor, tiefe und innige Bindungen einzugehen und stellt die Extremform des vermeidenden Bindungsstils dar.
Meist liegt darunter ein Trauma der Vergangenheit, durch welches Glaubenssätze wie:
- „Irgendwann werde ich sowieso verlassen!“, oder:
- „Ich bin nicht liebenswert!“,
entstanden sind.
Die Bindungsangst wird dadurch zur Schutzschicht, unter welcher sich eigentlich Verlustangst und im Kern ein niedriger Selbstwert befinden.
Somit ist die Bindungsangst also ein Schutzmechanismus, um emotionale Verletzungen zu vermeiden.
Der typische Ablauf einer Kennenlernphase mit einem Bindungsängstler
Um die typische Kennenlernphase mit einem Bindungsängstler zu beschreiben, erzähle ich dir eine kleine Geschichte von Marie und Jakob:
Marie hat sich vor Kurzem auf einer Dating-App angemeldet und versucht nun dort ihr Glück, nachdem sie bereits einige Zeit single ist und sich so sehr nach einer Beziehung sehnt.
Auf dieser App lernt sie Jakob kennen.
Jakob ist so alt wie Marie, gutaussehend, erfolgreich in seinem Beruf und beide sind direkt auf einer Wellenlänge.
Es gibt so viele gemeinsame Hobbies und Interessen, Marie kann ihr Glück überhaupt nicht fassen!
Das erste Treffen läuft bereits super! Auch persönlich verstehen sich die beiden so gut und reden stundenlang, sodass das Treffen tatsächlich 6 Stunden lang geht!
Dabei erzählt Marie viel über sich und ihre vorherigen Beziehungen und erfährt von Jakobs Interessen (wovon er unglaublich viele hat!), seinem Beruf und auch, dass seine vorherige Beziehung schwierig geendet ist. Mehr darauf eingehen wollte er jedoch nicht.
Marie macht sich darüber nicht weiter Gedanken, denn Jakob ist so interessiert an ihr, stellt viele Fragen und schenkt ihr seine volle Aufmerksamkeit.
Die beiden treffen sich immer wieder und kommen sich schnell näher.
Marie ist überglücklich, das läuft ja perfekt!
Der Sommer kommt näher und für Marie steht die Urlaubsplanung an. Da kommt ihr direkt ein gemeinsamer Urlaub mit Jakob in den Sinn, also warum nicht die Urlaubsplanung aufeinander abstimmen?
Als sie Jakob bei der nächsten Gelegenheit danach fragt, reagiert dieser aber leider nicht ganz so begeistert wie sie.
Er wirkt verunsichert, gerät ins Stottern und beendet das Thema sofort in dem er deutlich macht, dass er noch nicht wisse, wie seine Situation in ein paar Wochen aussehen wird.
Nach dem Treffen ist Marie nun das erste Mal verunsichert. Was war das denn?
Auch in der Zeit nach dem Treffen meldet sich Jakob immer seltener von sich aus.
Marie gerät in Panik und schreibt dadurch immer öfter, sie will nicht, dass die schöne Zeit mit Jakob schon wieder zu Ende ist!
Doch leider geht das total nach hinten los. Jakob distanziert sich immer mehr und schließlich erhält sie nicht mal mehr eine Antwort. Autsch!
Langsam wird Marie auch wütend und zieht sich zurück. Denn so lässt sie sich auch nicht behandeln!
Und dann plötzlich nach einer Woche Funkstille erhält sie eine Nachricht von Jakob, dass er sie gerne mal wieder sehen würde.
Marie kennt sich gar nicht mehr aus. Was will Jakob denn nun?!
Doch natürlich freut sich Marie auch über die Nachricht und fragt begeistert nach einem Treffen. Jakob stimmt dem auch zu und Marie schwebt wieder auf Wolke sieben. Wahrscheinlich hatte Jakob einfach nur Stress in letzter Zeit!
Doch dann die große Enttäuschung. Jakob meldet sich bis zu dem ausgemachten Tag schon wieder nicht. Als dann doch etwas kommt, ist es zu Maries großer Enttäuschung eine kurzfristige Absage.
Du kannst dir mittlerweile wahrscheinlich schon denken:
Jakob hat Bindungsangst.
Aber an was genau erkennst du das nun?
So erkennst du Bindungsangst während der Kennenlernphase
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, auf die du achten solltest, um herauszufinden, ob du es während der Kennenlernphase mit Bindungsangst zu tun hast.
Sei dir dabei bewusst, dass Bindungsstile auf einem Spektrum liegen.
Es kann also sein, dass die Person, die du datest, nur ein paar der folgenden vermeidenden Eigenschaften zeigt und damit dann trotzdem noch in das bindungsängstliche Muster fällt.
Bindungsängstler lassen keine emotionale Nähe zu
Personen mit Bindungsangst haben tief in sich ein Bedürfnis danach, geliebt und unterstützt zu werden – genau wie jeder andere auch.
Allerdings hat ihnen ihre Kindheit beigebracht, dass sie zurückgewiesen werden, wenn sie ihr Bedürfnis nach Zuneigung zeigen.
Daher werden vermeidende Bindungsängstler meist durch Nähe getriggert – sie fühlen sich unwohl, von anderen abhängig zu sein, da dadurch ein Risiko für Zurückweisung entsteht.
Deshalb haben bindungsängstliche Personen oft Schwierigkeiten, emotionale Nähe zuzulassen. Das geschieht meist nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil ihr Bindungssystem aktiviert wurde.
Menschen mit Bindungsangst neigen während der Kennenlernphase also dazu, ihren Partner auf Distanz zu halten, um zu vermeiden, dass die Emotionen zu intensiv werden.
Sie zögern, zu viel von sich preiszugeben oder über tiefgründige Themen zu sprechen, um sich selbst zu schützen. Wenn die Dinge also zu intensiv werden oder wenn sie gebeten werden, persönliche Dinge zu teilen, verschließen sie sich schnell!
In der Geschichte mit Marie und Jakob erkennst du das, indem Jakob zwar gern über seine Interessen und seinen Beruf erzählt, jedoch nicht groß auf seine negativen Erfahrungen der letzten Beziehung eingehen möchte.
Bindungsängstler sehnen sich genauso nach Liebe und Unterstützung wie jeder andere auch.
Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass sie gleichzeitig das Bedürfnis nach Abstand verspüren, wenn die Gefühle stärker (bzw. zu stark) werden.
Kein Commitment für Zukunft
In der Kennenlernphase von Marie und Jakob, zeigt Jakob eine sehr ausweichende und verunsicherte Reaktion auf die gemeinsame Urlaubsplanung.
Das ist nicht ungewöhnlich für einen Bindungsängstler.
Bindungsängstler vermeiden es gerne, langfristige Pläne zu schmieden oder über die Zukunft zu sprechen. Das ist in der Kennenlernphase und auch in der Beziehung der Fall.
Wenn sie gefragt werden, was sie möchten, antworten sie vage oder unverbindlich.
Schlägst du eine zukünftige Aktivität vor, die eure Verbindung stärken könnte, sagt ein Bindungsängstler zwar schon mal etwas wie: „Das könnte nett sein“, vermeidet es aber, konkrete Schritte hinsichtlich dieser Aktivität zu unternehmen.
Gerade gemeinsame Urlaubspläne, wie in der Geschichte oben, aber auch das Treffen der Familien oder romantische Ausflüge triggern die Bindungsangst recht schnell.
Sehr negativer Blick auf vergangene Beziehung
Wir erleben es im Coaching immer wieder, dass gerade Bindungsängstler es während der Kennenlernphase (und auch später in der Beziehung) eher vermeiden, über vergangene Beziehungen zu reden.
Auch Jakob aus der Geschichte oben, wollte nicht näher auf seine Vergangenheit eingehen, meinte jedoch, dass er eine negative Erfahrung gemacht hat.
Dass ein negativer Blick auf vergangene Beziehungen besteht, ist nichts Ungewöhnliches für Menschen mit Bindungsangst.
Denn meist kommt ja genau aus solchen vergangenen Erfahrungen das Bindungstrauma bzw. hat sich dadurch verschlimmert.
Sei also hellhörig, wenn es um vorherige Beziehungen geht.
Du musst deinen Schwarm nicht aushorchen, achte jedoch darauf, ob er offen erzählt oder vermeidend reagiert und ob sich negative Erfahrungen in der Vergangenheit finden lassen.
Sabotage eures Miteinanders
Bindungsängstler neigen dazu, euer Miteinander schon während der Kennenlernphase zu sabotieren, indem sie schnell kindisch, wütend, mürrisch oder pingelig werden.
Je näher du ihm kommst, desto mehr zieht sich der Bindungsängstler zurück, beginnt sich ambivalent zu verhalten und verhält sich teilweise nicht nachvollziehbar und verletzend.
Beispielsweise indem er mit anderen flirtet, weniger kommuniziert oder unpassende Kommentare macht.
Gerade wenn es in der Kennenlernphase augenscheinlich gut läuft, zeigen Bindungsängstler oft plötzlich unpassende Verhaltensweisen und sabotieren damit unbewusst euer Miteinander.
Das resultiert daraus, dass Bindungsängstler mit emotionaler Nähe, Sicherheit und Stabilität nicht gut umgehen können und durch die Sabotage für Distanz sorgen.
Bindungsängstler stellen Unabhängigkeit über alles (auch in der Kennenlernphase!)
Für einen Bindungsängstler bedeutet zunehmende Abhängigkeit von einer Person, sich für möglichen Schmerz und Zurückweisung zu öffnen.
Bindungsängstler sprechen bereits in der Kennenlernphase tendenziell mehr über Unabhängigkeit als über Nähe, über Freiheit statt Intimität und über Selbstständigkeit statt gegenseitiger Abhängigkeit.
Sie fürchten anhängliche Menschen oder selbst als anhänglich zu gelten.
Das liegt daran, dass Bindungsängstler Verletzlichkeit oft als Schwäche ansehen. Schließlich wurde in ihrer Kindheit das Zeigen von Emotionen und Bedürfnissen meist als sehr negativ betrachtet.
Aus diesem Grund ist es so, dass Bindungsängstler selten um Unterstützung bitten und sich unwohl fühlen, wenn Sie Unterstützung benötigen.
Bindungsängstler versuchen meist, alles mit sich alleine auszumachen und sind gleichzeitig auch überfordert, wenn Unterstützung von ihnen benötigt wird.
Widersprüchliches Verhalten während der Kennenlernphase
Mit Bindungsängstlern ist es während der Kennenlernphase oft ein ständiges Hin und Her.
Mal zeigt er Interesse, schenkt dir Aufmerksamkeit und gibt dir das Gefühl, gemocht zu werden und dann plötzlich meldet er sich wieder nicht mehr und stößt dich zurück.
Bindungsängstler sagen oft das eine, tun dann aber genau das Gegenteil.
Zum Beispiel kündigt er an, dass er mehr Zeit mit dir verbringen möchte, stopft dann aber seinen Terminkalender mit anderen Verpflichtungen voll.
Das hat den Grund, dass Bindungsängstler, wie du nun ja schon weißt, tief in sich, genauso wie jeder andere auch, ein Bedürfnis nach Liebe und Bindung haben.
Gleichzeitig gibt es da auch die große Unsicherheit und Angst, enttäuscht und verletzt zu werden.
Und je nachdem, welcher Anteil gerade lauter ist, zeigt sich das dann im Verhalten.
Zügel in der Hand halten
Bindungsängstler treffen Entscheidungen meist lieber alleine, selbst wenn diese Entscheidungen auch dich betreffen.
So behält ein Bindungsängstler auch während der Kennenlernphase gerne die Zügel in der Hand und entscheidet, wo und wann das Treffen stattfindet.
Oftmals mögen Bindungsängstler während der Kennenlernphase Treffen im Geheimen und zeigen sich ungern öffentlich als „Pärchen“.
Denn das würde ja wieder zu stark in Richtung Beziehung gehen, wovor Bindungsängstler ja starke Angst haben.
Zudem ist Kontrolle für Bindungsängstler oft ein wichtiges Thema, denn Kontrolle gibt Sicherheit.
Hat der Bindungsängstler die Kontrolle über die Situation, so geht er damit nicht die Gefahr ein, dass etwas Unvorhergesehenes passiert, was zu einer Verletzung führen könnte.
Hohe (und unerfüllbare) Standards!
Bindungsängstler neigen dazu, Fehler im Gegenüber zu suchen.
Oft haben sie eine Liste an unerreichbaren Anforderungen an einen potenziellen Partner.
Das stellt wiederum sicher, dass niemand, den der Bindungsängstler in der realen Welt trifft, diesen Anforderungen tatsächlich gerecht werden könnte.
Damit hat der Bindungsängstler immer einen Grund, ein Verhältnis frühzeitig zu beenden.
Statt die positiven Aspekte einer Beziehung zu schätzen, konzentrieren sie sich auf das, was nicht funktioniert oder potenziell problematisch werden könnte, was die Gefühle wiederum dämpft.
Mangelnde Fähigkeit Gefühle auszudrücken und zu erkennen
Allgemein haben Bindungsängstler oft einen erschwerten Zugang zu ihren eigenen Gefühlen. Dabei ergeben sich vor allem folgende Probleme:
Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Gefühlen: Bindungsängstler haben oft Probleme, deine Gefühle anzuerkennen oder ihre eigenen Emotionen auszudrücken. Sie wissen oft nicht, wie sie mit emotionalen Gesprächen umgehen sollen und sind überfordert.
Unfähigkeit, Emotionen zu benennen: Da viele der Schwierigkeiten bei Bindungsängstlern in der Kindheit entstanden sind, bevor die Person ihre Bedürfnisse verbal äußern konnten, fällt es ihnen oft schwer, ihre Gefühle zu benennen. Deshalb sind sie häufig ungenau darin, die eigenen Emotionen oder die ihres Gegenübers zu deuten und richtig einzuschätzen.
Schwierigkeiten unter Stress und Konflikten: Diese Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Emotionen werden im Stress oder bei Konflikten noch verstärkt. Während oder nach einem Streit fällt es einem Bindungsängstler besonders schwer, deine Gefühle und auch die eigenen Gefühle zu erkennen.
Ständige Alarmbereitschaft während der Kennenlernphase
Ein Bindungsängstler kann während der Kennenlernphase extrem empfindlich auf kleine Veränderungen bei dir reagieren und sich daraufhin schnell eine eigene Geschichte zusammenreimen, die wiederum die Bindungsangst aktiv auslösen kann.
Diese Auslöser können verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel:
- Veränderungen in der Stimme: Ein Unterschied in der Tonlage oder Lautstärke kann bereits alarmierend wirken.
- Mikro-Expressionen: Feinste Gesichtsausdrücke, die nur kurz sichtbar sind, könnten als Hinweis auf ein Problem gedeutet werden.
- Veränderungen der Körpersprache: Kleine Änderungen in deiner Haltung oder Gestik könnten als Hinweis auf Unstimmigkeiten interpretiert werden.
- Lügen oder Unwahrheiten: Der Verdacht auf Unehrlichkeit oder das Gefühl, dass Informationen vorenthalten werden, kann ebenfalls ein Auslöser sein.
Ein Bindungsängstler kann diese subtilen Veränderungen sammeln und daraus schließen, dass du Informationen zurückhältst, untreu bist oder das Vertrauen in irgendeiner Weise gefährdest.
Sobald dieser Gedanke gefasst ist, reagiert er schnell extrem oder hält dich auf Distanz, um sich selbst zu schützen, selbst wenn du nichts falsch gemacht hast.
Die besten Tipps, wie du einen Bindungsängstler datest und wie die Kennenlernphase zum Erfolg wird
Gegen vieler Annahmen ist es durchaus möglich, eine erfüllende und langfristige Beziehung mit einem Bindungsängstler zu führen. Also aus der anfänglichen Kennenlernphase mit dem Bindungsängstler in eine Beziehung zu kommen.
Denn Bindungsstile sind nicht in Stein gemeißelt, sondern durchaus durch korrigierende Erfahrungen veränderlich.
Gleichzeitig ist es dafür ebenso wichtig, dass der Bindungsängstler sich seinen Themen bewusst ist und einen offenen, sowie konstruktiven Umgang findet.
Lohnt es sich, einen Bindungsängstler zu daten?
Die Kennenlernphase mit einem Bindungsängstler kann ein wahres Auf und Ab sein.
Mal läuft es gut, dann ist auf einmal wieder Funkstille. Das ist mühsam. Da stellt sich die Frage: Lohnt sich das?
Das kommt ganz darauf an, was das Hin und Her mit dir macht und inwiefern sich der Bindungsängstler auch reflektieren kann.
Denn achtest du trotz des Auf und Abs weiterhin auf deine Grenzen, das heißt, du sagst dennoch „Stopp!“, wenn es dir zu viel wird und traust dich auch, den Bindungsängstler mal zurecht zu weisen und auf Abstand zu gehen, wenn dir das Ganze nicht guttut, so handelst du damit im Rahmen deines Wohlbefindens und gefährdest deinen Selbstwert nicht.
Bist du dir der Bindungsangst-Trigger bewusst (Zukunftspläne, zu viel Nähe, Druck, Beziehungsworte etc.), kannst diese vermeiden und siehst durchaus auch Potenzial zur Veränderung im Bindungsängstler, so macht es auch Sinn, dem Kennenlernen weiterhin eine Chance zu geben!
Reflektiere deinen eigenen Bindungsstil
Bindungsängstler sind technisch gesehen mit bestimmten Bindungsstilen besser kompatibel als mit anderen. Zum Beispiel:
Sichere Bindungsstile: Personen mit einem sicheren Bindungsstil haben eine positive Einstellung zu sich selbst und zu anderen. Diese Haltung ermöglicht es, die Bedürfnisse eines Bindungsängstlers zu erfüllen, ohne die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Die Fähigkeit, Emotionen gesund zu regulieren und ihre Achtung für persönlichen Raum können einem Bindungsängstler helfen, sich emotional zu öffnen.
Vermeidende Bindungsstile: Vermeidende Bindungsstile (wovon die Bindungsangst die Extremform ist) sind oft auch mit anderen vermeidenden Partnern kompatibel. Dies liegt meist daran, dass beide emotionale Distanz bevorzugen und die Bedürfnisse und Grenzen des jeweils anderen respektieren.
Bei dem ängstlichen Bindungsstil sieht es da anders aus. Durch dessen Wunsch nach Nähe und die häufig in starkem Ausmaß bestehende Bedürftigkeit, wird die Bindungsangst wiederholt getriggert, was wiederum genauso zu einem Triggern des ängstlichen Bindungsstils führt.
Dadurch ist man schnell in einem Teufelskreis.
Überlege also mal, zu welchem Bindungsstil du dich zählen würdest. Das kann dir vieles eurer Dynamik erklären.
Mache dazu am besten unseren Beziehungstyp-Test:
Es ist dabei jedoch wichtig zu beachten, dass eine Beziehung nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist, nur weil die Beteiligten unterschiedliche Bindungsstile haben.
Mit genügend Wissen, Reflexionsfähigkeit, Verständnis und Liebe ist es möglich, die Beziehung erfolgreich zu gestalten.
Achte darauf, wie du starke Emotionen ausdrückst
Niemand wird gerne angeschrien und beschimpft.
Gerade Bindungsängstler sind gerade während der Kennenlernphase durch emotionale Ausbrüche schnell überfordert und ergreifen dann die Flucht.
Lerne es also, deine Emotionen und Gedanken zu sortieren und ruhig und offen auszudrücken, ohne dabei ausfallend oder verletzend zu werden.
Konstruktive Kommunikation ist eine wichtige Basis für eine funktionierende Beziehung mit einem Bindungsängstler.
Lasse dem Bindungsängstler während der Kennenlernphase genug persönlichen Raum
Bindungsängstler neigen dazu, sich von zu viel gemeinsam verbrachter Zeit eingeschränkt zu fühlen – insbesondere während oder nach intensiven emotionalen Ereignissen.
Auch wenn es manchmal schwierig sein mag, versuche, dir bewusst zu machen, dass gerade Distanz einen Bindungsängstler oft dazu bewegt, sich wieder anzunähern.
So lässt du einem Bindungsängstler genug Raum:
- Gib ihm Zeit für sich: Wenn er deutlich macht, dass er Zeit für sich braucht, ist es entscheidend, diese Bitte zu respektieren und den Bindungsängstler auch tatsächlich in Ruhe zu lassen. Versuchst du, zu drängen oder im Kontakt zu bleiben, wird sich ein Bindungsängstler noch weiter zurückziehen oder sogar feindlich reagieren.
- Respektiere den unabhängigen Lebensstil: Ein Bindungsängstler könnte sich von dir erdrückt fühlen, wenn du versuchst, immer alles gemeinsam zu tun. Pflege deine eigenen Interessen und verbringt während eurer Kennenlernphase ausreichend Zeit getrennt. Selbstständigkeit zeigt ihm, dass du nicht übermäßig abhängig von ihm bist – etwas, das er möglicherweise fürchtet.
- Sei geduldig: Mit Zeit und Geduld wird der Bindungsängstler möglicherweise weniger Bedarf an persönlichem Raum haben. Gib einer späteren Beziehung die Zeit, sich zu entwickeln, und zeige Verständnis für seinen Bedarf an Distanz.
Geh es mit einem Bindungsängstler während der Kennenlernphase langsam an!
Im Coaching hatte ich kürzlich folgende Geschichte eines Klienten:
Die beiden sind bereits kurz nach dem ersten Date (!) zusammengekommen, haben bereits nach einer Woche über einen gemeinsamen Hauskauf nachgedacht und waren dann leider bereits nach 5 Wochen wieder getrennt. Wow, wie viel da in kurzer Zeit passiert ist!
Bindungsängstler können zu Beginn während der Kennenlernphase zu so einem Love Bombing tendieren, was man sonst so nur von Narzissten kennt.
Bremse so ein Verhalten bewusst und achte darauf, dass ihr ausreichend Zeit habt, euch kennenzulernen!
Sonst ist das leider schneller wieder vorbei, als es begonnen hat!
Vermeide Bindungsangst-Trigger!
Bindungsangst-Trigger bezeichnen alle Verhaltensweisen, Aussagen, bzw. Wahrnehmungen, die die Bindungsangst akut hervorrufen und das Gefühl von Panik, Druck, Angst und Abneigung hervorrufen und damit die Flucht auslösen.
Allgemeine Bindungsangst-Trigger sind beispielsweise:
- Zukunftspläne,
- Beziehungsworte oder auch
- zu viel Nähe und Bedürftigkeit.
Es ist wichtig, dass du herausfindest, was die spezifischen Bindungsangst-Trigger deines Gegenübers sind.
Nur so weißt du, auf was du achten und was du besser vermeiden solltest.
Achte während der Kennenlernphase auch auf deine eigenen Bedürfnisse
Es ist wichtig, dass du während der Kennenlernphase mit einem Bindungsängstler nicht vergisst, dass du eine einzigartige Person mit eigenen wichtigen Wünschen und Bedürfnissen bist.
Um deine Identität zu bewahren und dein Selbstwertgefühl zu schützen, solltest du daher auch auf deine unabhängige Selbstfürsorge achten.
Das bedeutet, dass du Zeit für dich selbst nehmen solltest, um Aktivitäten nachzugehen, die dir Freude bereiten und dich erfüllen. Dazu gehört beispielsweise Zeit mit deinen Liebsten, das Ausüben eines Hobbys oder das Entwickeln neuer Fähigkeiten.
Entscheidend ist, dass diese Aktivitäten dir helfen, dich als die beste Version von dir selbst zu fühlen.
Viele werden schnell verärgert und frustriert, wenn der Bindungsängstler sich während der Kennenlernphase zurückzieht.
Versuche jedoch, dieses Verhalten nicht persönlich zu nehmen.
Oft sucht die Person, die Abstand nimmt, diesen als eine Form des Selbstschutzes, und es hat nicht immer etwas mit dir zu tun.
Wenn er kritisch dir gegenüber ist, ist diese Kritik häufig mehr Ausdruck seiner eigenen Unsicherheiten und Ängste als eine faire Bewertung deiner Person.
Es ist wichtig, diese Kritik nicht als persönlichen Angriff zu betrachten, sondern zu erkennen, dass sie oft von den inneren Konflikten des Bindungsängstlers kommt.
Indem du deine eigene Identität und deinen Selbstwert schätzt und dich nicht von den Verhaltensweisen deines Partners überwältigen lässt, kannst du eine gesündere und ausgewogenere Beziehung führen.
So geht’s für dich weiter!
Obwohl es frustrierend sein kann, jemanden mit Bindungsangst zu daten, ist es wichtig zu wissen, dass Bindungsstile nicht unbedingt „fest“ oder dauerhaft sind, wenn der Bindungsängstler bereit ist, sich um positive Veränderungen zu bemühen.
Mehr dazu, wie bzw. ob du einem Bindungsängstler die Angst vor einer Beziehung nehmen kannst, erfährst du in diesem Blogbeitrag hier:
Und wenn du generell mehr über Bindungsangst bzw. den vermeidenden Bindungsstil erfahren möchtest, dann schau dir diesen Blogbeitrag näher an:
Alles Liebe,
Theresa