Affären beginnen in aller Regel zufällig und sind selten eiskalt geplant. Oft passiert es „einfach so“.
Warum dies so ist und welche 7 Phasen eine Affäre in den allermeisten Fällen durchläuft, erfährst du in diesem Guide.
Wir schauen uns die genauen Schritte an: Vom oft unschuldigen Anfang bis zum eventuellen Auffliegen oder Auseinanderbrechen der Affäre.
Dadurch lässt sich verstehen, wie tief man schon in der Affäre steckt und wie man einen Ausweg finden kann.
Also los geht’s!
Die Phasen einer Affäre im Überblick!
Klicke auf die jeweilige Phase, um direkt dorthin zu springen:
Die häufigsten Arten von Affären
Phase #1: Man bemerkt eine Option
Phase #2: Rechtfertigung und der eigene Bias
Phase #3: Eroberung der Option (Aufbauphase)
Phase #4: Die Linie aktiv Überschreiten
Eine kurze Einführung: Arten von Affären
Bevor wir uns in die Phasen der Affäre stürzen, möchte ich mit dir hier noch kurz darüber sprechen, was man unter einer Affäre versteht und um welche Arten von Affären es geht.
Wann handelt es sich also noch um keine Affäre?
Beispielsweise wenn man Person A datet und dann noch was mit Person B hat.
Dies ist keine Affäre, denn man ist mit Person A ja noch in keiner Beziehung.
Und es ist auch keine Affäre, wenn der/die Ex nach der Trennung plötzlich wen Neuen hat.
Also ab wann ist es somit wirklich eine Affäre?
Ab wann ist es eigentlich eine Affäre?
In jeder Beziehung gibt es eine „Abmachung“ über Treue.
Das Wort „Abmachung“ ist deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil man sich in den seltensten Fällen hinsetzt und ausdiskutiert, wie genau man die Treue in der Beziehung leben mag. Diese Abmachung wird oft stillschweigend getroffen.
Jeder hat seine eigene Vorstellung und man geht davon aus, dass der andere diese auch teilt. Und in den allermeisten Fällen hat man hier auch die gleichen Vorstellungen bezüglich der sexuellen oder emotionalen Treue.
Eine Affäre ist es immer ab dann, sobald diese Abmachung über die Treue von einem Partner übertreten wird.
Am Anfang (siehe auch die Phasen #1 und #2 von Affären weiter unten) ist das oft noch nicht ganz sicher, weil man mit dieser Drittperson ja „nur schreibt“. Da denkt man oft noch nicht mal darüber nach, dass das schon in Richtung Fremdgehen zeigen könnte.
In so einem Fall kann man einen relativ simplen Test machen. Nämlich zu beobachten: „Verheimlich ich gerade etwas vor meinem:r Partner:in und wenn ja, warum?“
Oder anders gefragt: „Wenn mein:e Partner:in das jetzt rausfinden würde… Hätte ich dann ein Problem, müsste ich mich rechtfertigen?“
Wenn die Antwort auf die obigen Fragen in Richtung „Ja“ geht, dann ist man schon mittendrin am Weg in die Affäre.
Welche Arten von Affären gibt es nun? Hier unterscheiden wir zwischen…
- der emotionalen Affäre,
- der „klassischen“ körperlichen Affäre und
- dem Spezialfall der „Zweitbeziehung“
Emotionale Affäre
Eine emotionale Affäre ist oft nicht ganz so leicht zu identifizieren, weil natürlich nicht jeder andersgeschlechtliche Freund oder Kollege des Partners gleich eine Affäre wird.
Menschen haben einfach Freundschaften mit anderen Leuten, die intensiv und ehrlich sein können, ohne dass es gleich eine Affäre ist oder wird.
Eine emotionale Affäre wird es immer dann, wenn – wie oben beschrieben – der Aspekt eines „Geheimnisses“ dazukommt. Wenn man also den Kontakt zu diesem Menschen „verstecken“ muss.
(deshalb treffen die folgenden Phasen einer Affäre auch für emotionale Affären zu!)
Und in aller Regel beinhaltet eine emotionale Affäre immer etwas, das man mit dem Partner nicht so gut kann. Es gibt also ein Alleinstellungsmerkmal.
Beispiel aus dem Coaching: Markus wohnt in einem Mehrparteienhaus und ist ein großer Fußballfan, aber seine Partnerin Simone kann damit so gar nichts anfangen.
Markus’ Nachbarin hingegen interessiert sich ebenfalls für Fußball und spielt auch in einem Verein.
Nun ist es absolut normal und nachvollziehbar, wenn Markus mit seiner Nachbarin im Stiegenhaus über Fußball plaudert, wenn sie sich zufällig treffen.
Nun beginnt Markus mit seiner Nachbarin auch zu schreiben, zuerst nur über Fußball, doch dann auch über andere Dinge. Zusätzlich sitzt er auch noch am Abend für weitere Gespräche bei der Nachbarin.
Zur Affäre wird es dann, wenn Markus dies vor Simone verheimlicht (selbst wenn er von der Nachbarin sexuell gar nichts will).
Also: Dieses Verstecken macht es zur Affäre, da er sich denkt: „Ich sag’s Simone nicht, damit sie nichts dagegen sagen kann!“
Körperliche Affäre
Neben der emotionalen Affäre gibt es noch die klassische „Standard-Affäre“, nämlich die körperliche Affäre.
Also dann, wenn jemand sich den Regeln der Beziehung widersetzt und heimlich mit jemand anderem eine intime Verbindung eingeht.
Oftmals finden Menschen eigenartige Definitionen, ab wann fremdgehen oder eine Affäre beginnt, wie das folgende Beispiel aus dem Coaching zeigt.
Beispiel aus dem Coaching: Es war mal ein Mann bei mir im Coaching, der hat mir erzählt, dass es für ihn dann eine Affäre wäre, wenn man ohne Kondom Sex hat.
Er pflegte regelmäßig Sex außerhalb der Beziehung, allerdings immer nur mit Kondom. Deshalb hat er es selbst nicht als Affäre gesehen.
Ich fragte ihn im Coaching: „Wenn deine Partnerin herausfinden würde, dass du Sex mit Kondom mit anderen Frauen hast, hättest du dann ein Problem?“
Er entgegnete entgeistert: „Ja natürlich hätte ich ein Problem, das darf sie keinesfalls rausfinden!“
Daraufhin antwortete ich: „Okay, dann handelt es sich bei diesen Bekanntschaften schon um eine körperliche Affäre!“
Also:
Auch wenn er das für sich nicht als (körperliche) Affäre definiert, beginnt die körperliche Affäre dort, wo es für den anderen Partner ein Problem wäre, wenn er es herausfinden würde.
Zweitbeziehung
Wenn Affären sehr lange dauern (siehe Phase #6) so gehen sie oft in so genannte „Zweitbeziehungen“ über.
Affären können bestehende Beziehungen stabilisieren, deswegen ergeben sich oftmals langanhaltende Affären.
Es gibt Konstellationen, da hatten Menschen zwei Familien mit Partnern und Kindern, die jedoch nichts voneinander wussten.
Gehen wir aber nun weiter zur ersten Phase einer Affäre, nämlich sobald man Optionen bemerkt.
Phase #1 einer Affäre: Man bemerkt eine Option
Im Coaching berichten Klient:innen, die eine Affäre hatten oder haben, oft folgendes: „Da hab ich ihn/sie gesehen… Und da hab ich mich augenblicklich hingezogen gefühlt.“
Die erste Phase einer Affäre ist also irgendein Ereignis oder eine Interaktion, die innerlich ein „Da hätt ich gern mehr davon!“ oder ein „Wie wäre es wohl mit dem/der…“ auslösen.
Es ist wie ein unsichtbares Gummiband, das einen zu jemand anderen hinzieht.
Das kann auf viele verschiedene Arten passieren.
Wie läuft dieses Bemerken einer Option nun genau ab?
Sehen wir uns am besten ein paar Beispiele an, wie sie uns bei szenario-zwei von Coaching-Klient:innen geschildert werden:
- Man ist alleine Mittagessen in einem Café um die Ecke und sieht plötzlich jemanden und war augenblicklich „verliebt“ oder „hooked“.
- Es beginnt eine neue Arbeitskollegin im Job und man fühlt sich augenblicklich zu ihr hingezogen und spürt eine Verbindung zu ihr.
- Man kennt einen guten Freund schon länger und plötzlich gab’s an einem Tag eine gewisse Aussage, wo man gemerkt hat: „Es zieht mich plötzlich hin zu ihm!“
Und zu diesem Zeitpunkt denkt man sich noch gar nicht: „Oh Gott, das wird in einer Affäre enden!“
Die einzigen Gedanken sind: „Wow, da ist diese Person. Ich fühle mich zu der hingezogen und möchte mehr davon!“
Warum passiert das gerade jetzt?
Sehr oft wird gesagt, dass man nur dann empfänglich wird, solchen Optionen auch nachzugehen und in eine Affäre zu schlittern, wenn es in der Beziehung nicht mehr rund läuft.
Und klar:
Wenn alles eitel Wonne ist in der Beziehung, dann verhindert dies natürlich eher ein Wahrnehmen von Optionen, wie ich es oben beschrieben habe.
Dennoch braucht es nicht unbedingt eine kaputte Beziehung oder angeschlagene Beziehung, sodass Leute in eine Affäre starten.
Es kann genauso vorkommen, dass in der Beziehung noch alles passt und eine andere Person einfach eine derartige Auswirkung und Anziehung hat, dass man dem einfach nachgehen möchte. Man spricht in diesem Fall auch von non-dyadischen Gründen für Fremdgehen.
Um etwas vorzugreifen hier ein Beispiel aus dem Coaching.
Affären werden oftmals deswegen eingegangen, weil man in der Partnerschaft und Affäre unterschiedliche Konstellationen erlebt.
Bei mir war mal eine Frau im Coaching, die war in ihrer „Haupt-Beziehung“ in der Rolle der guten Mutter und Hausfrau. Und in dieser Beziehung war sie auch glücklich und erfüllt.
Zusätzlich konnte sie in der Affäre verworfenen Lebensentwürfen nachgehen und andere Seiten an sich entdecken, wie beispielsweise mit ihrer Leidenschaft spielen, ein wenig wilder sein und so manche Regel brechen.
Wie gesagt:
Das heißt nicht, dass ihre „Haupt-Beziehung“ vorher schlecht war. Durch die Affäre konnte die Frau vielmehr zusätzliche Aspekte an sich entdecken und ausprobieren.
Das heißt:
Der Antrieb für das Bemerken der Option in dieser ersten Phase einer Affäre (so wie oben beschrieben) ist nicht ein für sich selbst festgestellter Mangel in der Beziehung, wie beispielsweise zu wenig Sex.
Vielmehr beschreiben die meisten, die dann in eine Affäre schlittern, ihre Beziehung nach wie vor als „gut“. Menschen gehen also auch in glücklichen Beziehungen fremd.
Und erst im Nachhinein, also wenn man schon einige Phasen der Affäre durchlaufen hat, denkt man sich: „Stimmt, mit dieser Person kann ich wirklich XY machen, das ich mit meinem:r Partner:in nicht machen kann!“
Phase #2 einer Affäre: Rechtfertigung und der eigene Bias
Eine Affäre beginnt ja immer dann, wenn die Abmachung über Treue in der Beziehung einseitig von einem Partner überschritten wird.
Aus diesem Grund sucht man sich oft eine Art „Erlaubnis“ oder „Rechtfertigung“ für sich selbst, dass die Affäre eigentlich notwendig und okay – also erlaubt ist.
In dieser Phase der Affäre folgt nun also der nächste Schritt. Eine „Option“ wurde bemerkt und nun geht es darum, sich selbst einzureden und zu rechtfertigen, dass man diese Möglichkeiten braucht und ausprobieren darf.
Wie läuft dies nun im Detail ab?
Lies gleich weiter…
Der eigene Bias als Kippschalter in die Affäre
Erst hier kommt oft ein bestimmter Mangel in der Haupt-Beziehung zum Tragen, also beispielsweise zu wenig Sex.
Wichtig:
Das heißt nicht automatisch im Umkehrschluss, dass man in der Beziehung alles als schlecht wahrnimmt, erinnere dich auch an das Beispiel mit der Frau und Mutter von vorhin, die in ihrer Haupt-Beziehung erfüllt war.
In dieser Phase der Affäre ist es wesentlich, dass es eine Sache gibt, die in der Beziehung ein wenig zu kurz kommt.
So fühlt man sich dann schon von dem/der Partner:in ein wenig „betrogen“, weil dieser ja diese eine Sache oder dieses eine eigene Bedürfnis nicht wahrnimmt oder nicht ausreichend befriedigt.
Gefühlt hat also der/die Partner:in schon etwas falsch gemacht. Und jetzt kommt diese andere Person und man denkt sich: „Naja, in der Beziehung bekomme ich nicht all das, was ich möchte, eigentlich steht es mir gerade zu, mir das außerhalb der Beziehung zu holen!“
Das führt zur „Erlaubnis“, dass man die Affäre eingehen darf
Plötzlich fühlt sich für einen selbst die Welt wieder fairer an und im Coaching höre ich oft die Rechtfertigungen von Menschen, die eine Affäre eingegangen sind: „Naja, mein:e Partner:in konnte mir die Liebe/Zärtlichkeit/den Sex nicht geben. Also ist es logisch und berechtigt, dass ich mich woanders umschaue!“
Deswegen nähert man sich frohen Mutes dieser neuen Person an und macht munter weiter und hat zu diesem Zeitpunkt auch kein schlechtes Gewissen.
Eben weil die eigene Schlussfolgerung ist: „Ich kann ja nicht anders!“
Und hier auch nochmals die Erinnerung:
Im Coaching erlebe ich es häufig, dass die meisten Menschen, die eine Affäre eingehen, grundsätzlich „parallel“ fahren wollen.
Eben weil die Beziehung noch gut ist und sie diese nicht aufgeben wollen.
Man will also beides haben!
Sobald man sich diese „Erlaubnis“ gegeben hat, kann es weiter zur nächsten Phase einer Affäre gehen…
Phase #3 einer Affäre: Eroberung der Option (Aufbauphase)
Fassen wir kurz zusammen:
- Phase #1 einer Affäre = man bemerkt eine andere Person, von der eine schlagartige Anziehungskraft angeht
- Phase #2 einer Affäre = man „erlaubt“ sich selbst, dass es okay ist, auf diese Person zuzugehen.
Während diese ersten beiden Phasen also eher innerliche Prozess waren, wird’s nun praktisch.
Man geht also auf diese neue Person zu, möchte ausprobieren, wie es mit dieser ist und diese zum Teil auch „erobern“.
In dieser Phase der Affäre probiert man also aus, ob diese andere Person überhaupt „mitmachen“ würde.
Affäre beginnt oft in „alltäglichem“ Umfeld
Aus diesem Grund beginnt diese Phase der Affäre zunächst im „alltäglichen“ Umfeld.
Wenn also jemand Außenstehender draufblicken würde, dann käme man nicht sofort auf die Idee, dass sich hier eine Affäre anbahnen könnte oder dass aus diesen Handlungen später eine Affäre entsteht.
Man findet in dieser Phase der Affäre zunächst „logische“ oder für sich selbst zurechtgebogene Gründe, warum man sich mit dieser Person öfters treffen muss.
Man nähert sich dieser Person mal unverbindlich und zum Teil auch unauffällig an, um Möglichkeiten auszuloten und dann letztlich diese Person auch zu erobern.
Hier sind einige Beispiele, die mir so von Klient:innen geschildert wurden:
- im Tennis-Verein: „Das ist ja nur mein Tennis-Kumpel, wir trainieren so gut miteinander!“
- in der Arbeit: „Wir arbeiten so gut zusammen, das muss man ja ausnutzen.“
- in der Nachbarschaft: „Wir wohnen so nahe zusammen, da ist es logisch, dass wir uns oft über den Weg laufen und viel Zeit miteinander verbringen.“
- im Freundeskreis: „Wir haben dasselbe seltene Interesse, so ein Glück, dass wir uns da gefunden haben!“
Eine weitere Möglichkeit ist, dass man zunächst mehr „zufällige“ oder unverbindliche Begegnungen mit der Person der Begierde arrangiert.
Es kommen Zweifel auf…
Dennoch ist man hier schon in einer Grauzone unterwegs.
Viele fragen sich in dieser Phase der Affäre oder überlegen sich kurz:
- „Soll ich das wirklich tun?“
- „Bin ich ein Mensch, der sowas tut?“
Ich erlebe es im Coaching oft, dass man anfänglich auch von sich überrascht ist, so weit zu gehen.
… doch diese werden mit weiteren Rechtfertigungen weggewischt
Doch diese ersten Zweifel werden dann vielfach wieder weggewischt mit den gleichen Argumentationen, die du ja schon in Phase #2 einer Affäre kennengelernt hast.
Typische Rechtfertigungen (auch nach außen hin gegenüber Freunden) sind:
- „Wir sind ja nur Kollegen.“
- „Ach, das ist ja nur eine Bekannte.“
- „Wir sind einfach Freunde.“
Es ist also alles total unverbindlich und doch besteht da diese gefühlte Anziehungskraft zu dieser Person hin.
Hier noch ein Hinweis:
Sexuelle Anziehung muss hier nicht zwangsläufig eine treibende Kraft sein, insbesondere wenn das Ganze als „emotionale Affäre“ beginnt.
Zusätzlich lernt man ab nun auch, die Interaktion mit dieser Person von dem/der Partner:in zu verstecken und diese Muster prägen sich ein und verfestigen sich.
Spricht man nun schon von einer Affäre?
Wiewohl es erst in der nächsten Phase der Affäre um das aktive Überschreiten der Linie geht, wo also „es“ passiert, beginnt eine Affäre nach meinem Dafürhalten immer dann, sobald man ein schlechtes Gewissen hätte, wenn es der/die Partner:in rausfinden oder dein Fremdgehen erkennen würde.
Wenn du also gerade in dieser Situation steckst, dann frage dich: „Wenn dein:e Partner:in beispielsweise den Chat mit dieser Person lesen würde. Müsstest du dich rechtfertigen, hättest du ein Problem?“
Und falls du aussteigen möchtest, ist dies vermutlich der letztmögliche Zeitpunkt, wo du einigermaßen unbeschadet aus der ganzen Sache rauskommst.
Doch in den allermeisten Fällen ist die Anziehungskraft zu groß und auch das Engagement schon zu weit vorangeschritten, weil man Erfolge bei der Eroberung der Option feststellen konnte.
Dann folgt nämlich die nächste Phase einer Affäre, nämlich das aktive Überschreiten der Linie…
Phase #4 einer Affäre: Die Linie aktiv überschreiten
In dieser Phase der Affäre passiert „es“.
Man tut also den unwiderruflichen Akt, von dem es kein Zurück mehr gibt.
Und das geschieht in den meisten Fällen so…
Die unterschiedlichen Arten, wie „es“ passiert
Der vorhin unwiderrufliche Akt muss nicht notwendigerweise im wortwörtlichen Sinn passieren, indem man mit der anderen Person Sex hat oder diese küsst.
Die Linie wird oftmals schon dann überschritten, wenn man subtilere Zärtlichkeiten austauscht oder beispielsweise Händchen hält.
Oder dass man sagt: „Du, ich finde dich sehr attraktiv, leider bin ich vergeben…“
In diesem Fall wäre „es“ dann, dass man sagt, dass man auf die andere Person steht.
Doch auch in einer emotionalen Affäre passiert „es“. Nämlich dann, wenn die erste Ansprechperson bezüglich einer wichtigen Sache nicht mehr der/die Partner:in ist, sondern die Affäre.
„Es“ ist also dann passiert, wenn man es nicht mehr ungeschehen machen kann.
In Phase #3 einer Affäre war das noch nicht so. Wenn man sich nur trifft und dann heimfährt, kann man immer noch sagen: „Es ist nichts passiert!“
Wenn man aber beispielsweise Händchen gehalten hat oder sich geküsst hat, dann ist eben SCHON etwas passiert – „es“ ist eben passiert!
Zeitdauer für den Übergang von Phase #3 einer Affäre zu Phase #4
Phase #3 ist – wie du vorhin schon erfahren hast – durch ein Erobern der Option beziehungsweise auch durch ein eigenes Ausprobieren gekennzeichnet.
Manche brauchen für die Phase #3 ein paar Monate, um die Linie aktiv zu überschreiten, bei anderen passiert dies in 5 Sekunden.
Das aktive Überschreiten (also Phase #4) ist grundsätzlich immer etwas sehr Kurzes, eine impulsive Handlung.
Also der Entschluss, den anderen zu küssen oder mit ihm/ihr zu schlafen.
Im Coaching höre ich oft den Satz: „Dann ist es einfach passiert!“
Bis „es“ jedoch passiert, kann es entweder länger dauern oder auch ganz schnell gehen!
Phase #5 einer Affäre: Reflexionsphase
„Es“ ist also passiert.
Die meisten Klient:innen schildern mir im Coaching, dass kurz nachdem „es“ passiert ist, die Freude überwiegt und man fühlt sich gut.
Doch relativ schnell wird man dann von der Realität eingeholt und man bemerkt: „Hoppala, ich hab ja zuhause noch wen!“ (nämlich den/die Partner:in…)
In dieser Phase einer Affäre verlagert sich alles wieder mehr ins eigene Innere. Man ist in der Reflexionsphase angekommen.
Wie geht’s weiter, nachdem „es“ passiert ist?
Man steht nämlich vor der zentralen Frage: „Okay, ‚es‘ ist passiert, aber wie tu ich jetzt weiter?“
Ich erlebe es in meiner Coaching-Praxis auch, dass es bei dem/der Untreuen oft zu einer emotionalen Verwirrung kommt in der den Tagen, nachdem „es“ passiert ist.
Es ergibt sich also ein bunter Mix aus verschiedensten Emotionslagen, woraus sich durchaus auch eine Zwickmühle ergibt:
- Manche entwickeln Schuldgefühle, weil sie wissen: „Okay, das kann ich jetzt nicht mehr ungeschehen machen.“
- Gleichzeitig besteht nach wie vor das Verlangen, die Affäre weitergehen zu lassen.
- Dazu gesellen sich oft auch Ängste, dass alles gutgeht, wie: „Was, wenn ich mich verplappere oder mich jemand verrät?“
Diese emotionale Situation kann auch dazu führen, dass man die Affäre letztendlich dem/der Partner:in beichtet, weil man mit dem schlechten Gewissen nicht umgehen kann.
Oder man belässt es bei einer einmaligen Sache (einmal ist keinmal).
In beiden Fällen wäre die Affäre dann zu Ende.
Doch aus meiner Erfahrung bleiben viele mal bei folgender Überlegung stehen: „Hm… ich sag mal nix und schau, wie es weitergeht…“
Damit sind alle Voraussetzungen geschafft, um in die nächste Phase der Affäre einzutreten…
Phase #6 einer Affäre: Erhaltung und Stabilisierung
Man hat sich nun definitiv dazu entschieden weiterzumachen und findet Geschmack daran, dass die Affäre ein ungestilltes Bedürfnis erfüllen kann.
In dieser Phase tritt die Affäre in eine Art „Seifenblasen-Beziehung“ ein.
Was damit gemeint ist, erfährst du jetzt…
Affäre wird zur Beziehung in der Seifenblase
Affären müssen ja definitionsgemäß geheim gehalten werden (zumindest vor der Haupt-Beziehung).
Man muss also eine Form der Organisation finden, das kann je nach Lage mehr oder weniger anstrengend sein.
Wenn man mit dem/der Partner:in gemeinsame Kinder hat, dann ist es oft sehr anstrengend, weil man ohnehin weniger Zeit für sich hat, als wenn man keine Kinder hat und in verschiedenen Wohnungen lebt.
Daraus ergibt sich, dass Affären oft in eine Art Wochenend-Beziehung oder Urlaubs-Beziehung münden.
Das führt auch dazu, dass die Verliebtheitsphase viel länger dauern kann, weil sie ständig durch geheime Treffen oder geheime Urlaube genährt wird.
Die Affäre existiert also in einer Art Seifenblase abgekoppelt von einem „realen“ Alltag.
Warum es bei Affären zu einer verlängerten Verliebtheit kommen kann
Aus diesem Grund erhält sich bei Affären auch länger eine Verliebtheit.
Denn bei der Affäre kommt zusätzlich das Element des „Geheimen“ dazu, also der Tanz mit der Gefahr.
Und diese Geheimhaltung vergrößert oft die Intensität der Gefühle, die man gegenüber der anderen Person spürt.
Sobald die Affäre öffentlich werden würde, wäre dieses Geheimnis weg und damit ein ganz wesentlicher Bestandteil.
Zusätzlich würden in einer normalen und alltäglichen Beziehung irgendwann Stressfaktoren für die Beziehung dazukommen.
Beispielsweise würde man in einer normalen Beziehung irgendwann auch die Eltern des anderen kennenlernen. In einer Affäre ist jedoch klar, dass dies tendenziell nicht passieren wird. Deswegen fällt dieser Stresspunkt weg.
Zusätzlich verbringt man in einer Affäre auch weniger „Alltag“ gemeinsam, weil ja alles geheim und aufregend ist. Somit dauert es auch viel länger, dass sich ein Beziehungsalltag einschleicht – sofern das überhaupt passiert.
Die Beziehung existiert also in einer Seifenblase, abgekoppelt von jeglichem „Beziehungsalltag“.
Wie lange dauert diese Phase einer Affäre?
Affären können in dieser Phase über Wochen bis hin zu Jahren gehen.
Tatsächlich ist mir aus dem Coaching sogar eine Konstellation bekannt, wo jemand 2 Familien hatte, die gar nichts voneinander wussten, wo sich also eine Affäre über Jahre zu einer geheimen Zweitbeziehung verfestigt hat.
Der Grund liegt darin, dass man sich irgendwann mit dem schlechten Gewissen arrangiert hat.
Zusätzlich fühlt sich die Affäre ja gut an, weil man einen Ausgleich für etwas finden kann, was in der Beziehung zu kurz kommt, beispielsweise zu wenig Sex.
So kommt es aus meiner Erfahrung mit tausenden Coaching-Klient:innen auch oft zu einer Stabilisierung der Haupt-Beziehung, weil diese plötzlich ein „Problem“ weniger hat.
Das heißt, die Affäre führt dazu, dass die Haupt-Beziehung harmonischer wird und als besser und weniger anstrengend wahrgenommen wird.
Affäre beenden in dieser Phase?
Wie verhält es sich mit einem „Ausstieg“ aus der Affäre, sofern man in dieser Phase angekommen ist?
Grundsätzlich beobachte ich, dass Affären umso stabiler werden, je länger sie dauern.
Dazu gesellen sich Gedanken wie: „Ach, dieses eine Mal mehr ist jetzt auch schon wurscht…“
Sollte die Affäre in diesem Stadium auffliegen oder man beichtet diese dem/der Partner:in, so tut es umso mehr weh, je länger die Affäre gedauert hat.
Bei einem Mal kann man sagen: „Okay, war ein Ausrutscher.“
Wenn die Affäre jedoch zu einem integrierten und organisierten Bestandteil des eigenen Lebens wird und vielleicht über Jahre geht oder zumindest länger dauert, dann ist es umso schwerer.
Das ist auch ein guter Übergang zur letzten Phase einer Affäre, nämlich dem Bruch – entweder der Affäre oder der Haupt-Beziehung.
Phase #7 einer Affäre: Bruch in der Affäre oder in der Haupt-Beziehung
Bislang ist also alles gutgegangen… In aller Regel (von Ausnahmen abgesehen) geht diese Dreieckskonstellation jedoch nicht bis in alle Ewigkeit gut.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo irgendetwas „schiefgeht“:
- Das kann natürlich sein, dass die Affäre auffliegt.
- Oder der Untreue will die Affäre beenden und die Haupt-Beziehung zurück und weiß nicht, wie er damit umgehen soll.
- Vielleicht „wurschtelt“ man auch nur noch dahin und die Anzeichen für das Ende der Affäre häufen sich bereits, man will diese aber noch nicht sehen.
- Oder einer will aus der Affäre eine Beziehung machen, der andere aber nicht.
Es gibt hier unzählige mögliche Varianten.
Allen gemeinsam ist jedoch, dass die Idylle der Seifenblase, in der die Affäre existiert, gestört wird.
Wenn sich jemand nicht entscheiden kann…
Was für alle Beteiligten immer am schlimmsten wirkt, ist, wenn sich die Beteiligten nicht entscheiden können.
Beispielsweise wenn sich der Untreue nicht entscheiden kann, ob er weiterhin die Affäre aufrecht erhalten will.
Oder wenn sich die Affäre nicht entscheiden kann, ob sie vielleicht mehr will.
Zusätzlich kommt es oft zu „Warte-Dynamiken“, dass beispielsweise der/die Partner:in wartet, dass man bei aufgeflogener Affäre den Kontakt zu ebendieser kappt.
Oder die Affäre wartet darauf, dass man endlich die Haupt-Beziehung beendet.
Das ist dann oft für alle beteiligten sehr schwer und in den meisten Fällen ist irgendwer sehr verletzt.
Wie geht’s für dich weiter?
Vielleicht bist du ja selbst gerade in einer dieser Phasen angekommen und alles schein ein bisschen ineinander verstrickt zu sein?
Bist du auch gerade in einer Phase gefangen oder vermutest, dass dein Partner eine Affäre hat?
Oder hast du eine andere Frage zu den 7 Phasen einer Affäre?
Schreib mir das (gern auch anonym) unten in die Kommentare, es würde mich freuen von dir zu hören!
Alles Liebe,
Lena
Ich habe vor fast zwei Jahren einen Mann kennengelernt. Es war ein romantischer Start. Wir stecken Beide jedoch in sehr langjährigen Beziehungen, wo die Kinder aber bei uns Beiden aus dem Haus sind. Es hat sich eine Zweitbeziehung entwickelt. Wir sagen uns ggenseitig, dass wir uns lieben, beschenken uns, verbringen viel Zeit miteinander, treffen uns regelmäßig. Wir tauschen uns viel aus, sind uns emotional extrem nah, sind sehr glücklich miteinander, lachen viel zusammen, tauschen uns zu allen Themen des Lebens aus. Doch er leidet zusehends unter dem Verheimlichen, kommt mit dem Lügen gegenüber seiner Partnerin nicht zurecht. Ich konnte es mit meinem langjährigen Partner gut lösen, bin nicht in der Zwickmühle. Es wirkt sich bereits bei uns in ersten Diskussionen aus. Beide haben wir erstmals ans Schlussmachen gedacht, es dann aber verworfen. Ich stecke emotional tiefer drin, als ich bisher dachte. Was kann ich tun, um diese Zweitbeziehung zu retten?
Hallo! Es klingt, als würdest du dich in einer sehr komplexen und emotional intensiven Situation befinden. Die Tatsache, dass ihr beide in langjährigen Beziehungen steckt und eine Zweitbeziehung aufgebaut habt, bringt natürlich viele Herausforderungen mit sich, besonders wenn einer von euch zunehmend mit Schuldgefühlen und der Belastung durch das Verheimlichen zu kämpfen hat.
Es scheint, dass ihr euch gerade in einer Phase befindet, in der die anfängliche Euphorie und das Verliebtsein von der Realität eingeholt werden. In dieser Phase beginnen die Probleme, die aus dem Doppelleben entstehen, an der Beziehung zu nagen. Für deinen Partner scheint das Lügen und Verheimlichen eine große emotionale Last zu sein, was verständlicherweise zu Spannungen zwischen euch führt.
Um eure Zweitbeziehung zu retten, wäre es wichtig, dass ihr offen darüber sprecht, was diese Beziehung für euch beide bedeutet und welche Zukunft ihr euch wirklich vorstellt. Könnt ihr euch vorstellen, dass diese Beziehung dauerhaft Bestand hat, oder ist sie für einen von euch nur eine Flucht aus der Hauptbeziehung? Diese Fragen müsst ihr ehrlich miteinander klären.
Das ist natürlich leichter geschrieben als getan – spür rein in dich, ob du dir hier Unterstützung von uns holen willst. Unsere Coaches sind auf genau solche Situationen geschult und der Blick von Außen hilft oft sehr.
LG