Affären passieren oftmals „einfach so“, also zufällig.
Man trifft diese eine Person, die einen sehr gut versteht oder regelrecht zu erobern versucht.
Zu Beginn einer Affäre haben jedoch die allerwenigsten den Gedanken: Mit dieser Person möchte ich eine Affäre über Jahre haben!
Erst wenn viele Voraussetzungen zutreffen, können sich über die Zeit beziehungsähnliche Strukturen entwickeln.
Eine Affäre ist dann quasi zu einer Art „Zweitbeziehung“ oder einem „dauerhaften Arrangement“ geworden.
Welche Stufen hier maßgeblich sind und wie es dazu kommt, dass Affären oft über Jahre gehen, erfährst du in diesem Guide.
Wir haben viel vor, fangen wir also an!
Das Wichtigste in aller Kürze: Warum Affären oft über Jahre gehen
Damit eine Affäre auch über Jahre gehen kann, sind aus unserer Erfahrung 3 Einflussfaktoren maßgeblich, nämlich:
- deine Beziehung,
- dein Charakter und
- die Zeit.
Schließlich verfestigen sich die Strukturen der Affäre, bis diese im Endstadium angekommen ist: Einer Zweitbeziehung oder einem anderen „dauerhaften Arrangement“.
In dieser Infografik siehst du alles nochmals im Überblick:
Beim Einflussfaktor „Beziehung“ stehen sehr oft ungestillte Bedürfnisse in der aktuellen Haupt-Beziehung im Vordergrund.
Das kann ein Bedürfnis nach mehr Sex, mehr Aufmerksamkeit oder mehr Wertschätzung sein.
Dieses Bedürfnis versucht man dann außerhalb der Beziehung mit jemand anderem zu stillen.
Die Folge: Man geht eine Affäre ein und denkt sich: „Naja, wenn ich das nicht in meiner Beziehung haben kann, dann hole ich es mir bei jemand anderem!“
Zusätzlich spielt auch der Einflussfaktor „Charakter“ eine Rolle, dass Affären oft über Jahre gehen.
Wenn man beispielsweise selbst bindungsängstliche Muster hat, so ist die Affäre oftmals ein Regulationsmechanismus, wenn man selbst in der Beziehung zu viel Nähe spürt und zum Ausgleich „auf Distanz gehen“ muss.
Oder man selbst ist von Neugierde getrieben: Obwohl die eigene Beziehung an sich glücklich ist, fragt man sich: „Was gibt es da draußen sonst noch?“
Dieser Forschungsdrang führt dann zu einer Affäre. In diesem Fall spricht man auch von einem „non-dyadischen“ Grund für die Affäre.
Schließlich braucht es aber in jedem Fall den Einflussfaktor „Zeit“.
Man bleibt gewissermaßen bei dieser Person „hängen“. Denn eine Affäre macht sehr gute Gefühle – und wir Menschen sind darauf gepolt, mehr von dem zu wollen, was sich gut anfühlt.
Das hat selbst ein Regenwurm einprogrammiert, da sind wir Menschen nicht anders!
So verfestigen sich schließlich die Strukturen der Affäre:
Man arrangiert sich mit der Situation und findet Strategien, wie sich die eigene Beziehung und die Affäre gleichzeitig vereinbaren lassen.
Denn man will die Affäre haben und auch die eigene Haupt-Beziehung oder kann die Haupt-Beziehung (aus welchem Grund auch immer) nicht beenden.
Schlussendlich erreicht alles dann ein Endstadium.
Die Affäre ist zu einer (Zweit)Beziehung geworden.
Oder beide haben ein anderweitiges „dauerhaftes Arrangement“ gefunden, beispielsweise dass man sich einmal pro Woche für eine heiße Liebesnacht im Hotel trifft.
Du hast nun also bereits einen ersten guten Überblick, ab sofort schauen wir uns alles noch ganz genau an.
Einflussfaktor: Deine Beziehung
Ungestillte Bedürfnisse in der eigenen Beziehung sind sehr oft ein Sprungbrett in eine Affäre.
Das kann beispielsweise sein:
- zu wenig Sex,
- zu wenig Aufmerksamkeit,
- man fühlt sich vom Partner nicht wertgeschätzt,
- usw.
Und vielleicht ist man mit der Erfüllung des Bedürfnisses in der eigenen Beziehung immer wieder gescheitert.
(… denn sonst wäre es ja nicht trotz Beziehung immer noch unerfüllt!)
Irgendwann merkt man dann: Das ist eine Sackgasse, da komm ich nicht weiter.
Schließlich beginnt man dann – bewusst oder unbewusst – dahingehend zu arbeiten, das Bedürfnis wieder zu füllen.
Und dies passiert dann sehr oft in Form von einer Affäre mit einer anderen Person.
Wir bei szenario-zwei beobachten es bei unseren Klienten sehr häufig, dass diese Affäre nicht bewusst gesucht wird (schon auch, aber ist nicht die Regel).
Sondern man trifft plötzlich diese eine Person, die vermeintlich die Lösung all der Sehnsüchtige ist und das ungestillte Bedürfnis erfüllen kann.
Warum bleibt das Bedürfnis ungestillt?
Oftmals weiß der Partner natürlich von den ungestillten Bedürfnissen, aber man schafft es als Paar nicht, hier zu einer Lösung zu kommen.
Beispielsweise wenn der Versuch von bestimmten Dingen beim Sex oder nach mehr Sex immer wieder scheitert.
Dann erlebten beide, dass man nicht weiterkommt.
Auf diese Weise entstehen um bestimmte Themen oft Schutzgemäuer. Denn über Unangenehmes redet man selten gerne.
Gewisse Themen werden dann einfach nicht mehr angesprochen, weil der Lösungsversuch bislang immer gescheitert ist.
Es beginnt also das „große Schweigen“ und so entwickeln sich Themen, die zum Teil über Jahrzehnte mitgeschleppt werden und stets geschickt „umschwiegen“ werden.
Die (vermeintliche) Lösung: Das Bedürfnis bei/mit jemand anderem stillen
Zunächst läuft die Beziehung dann mit dem ungestillten Bedürfnis weiter.
Denn sehr oft ist es ja so, dass vieles in der Beziehung noch gut ist und man deswegen nicht gleich Schluss macht.
Oder es gibt andere Gründe, weswegen man die Beziehung nicht beenden will (beispielsweise wenn man finanziell vom Partner abhängig ist oder „wegen der Kinder“ zusammen bleibt).
Man geht also weiter durchs Leben mit dem ungestillten Bedürfnis und dann plötzlich passiert es!
Es tritt diese eine Person ins eigene Leben, die genau das ergänzende Puzzleteil ist.
Man ist komplett überrascht, dass das Leben eine solche Wendung nimmt.
Aber wie kommt es dazu?
Weißt du, unser Unterbewusstsein ist wie eine Art Suchscheinwerfer.
Es sucht nach dem, was dich gerade beschäftigt.
Wenn du beispielsweise ein neues Auto kaufen willst, sind die Straßen plötzlich voll von deinem favorisierten Automodell.
Und auch ein ungestilltes Bedürfnis gibt deinem Unterbewusstsein quasi einen „Suchauftrag“ zur Lösung des ungestillten Bedürfnisses.
Die Folge?
Man nimmt diese andere Person viel eher wahr – und das auch in einer verstärkten Art und Weise.
Die Affäre über Jahre wird sehr oft auch zum „Mini-Urlaub“ von der Beziehung/Ehe
Nach jahrelanger Ehe/Beziehung ist man oft etwas desillusioniert.
Man findet sich nicht in einer fortwährenden Liebes- und Romantikgeschichte.
Sondern eher in einem Gemisch aus Waschmaschine, Fernsehabenden und immer wiederkehrenden Diskussionen über Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden.
Im Vergleich dazu erscheint eine Affäre mit einer anderen Person, die mit all dem Alltag nichts zu tun hat, wie eine Art „Mini-Urlaub“.
Dabei gibt es keine Beziehungs-Baustellen, keine anstrengenden Schwiegereltern und keine verschwiegenen Konflikte.
Bei der Affäre kann man einfach den Moment genießen und abschalten.
Einflussfaktor: Dein Charakter
Wir alle starten als „unbeschriebenes“ Blatt ins Leben. Über die Zeit schreiben wir darauf unsere Geschichte des Lebens.
All das formt die eigene Persönlichkeit und deinen Charakter.
Damit sind wir beim nächsten Einflussfaktor, der dazu führen kann, dass eine Affäre über Jahre geht.
Regulationsmechanismus für eigene bindungsängstliche Tendenzen
Eine Affäre kann auch ein Regulationsmechanismus für eigene bindungsängstliche Tendenzen sein.
„Bindungsängstler“ streben danach, in der eigenen Beziehung die Autonomie und Freiheit zu erhalten.
Wenn nun in der Beziehung zu viel Nähe auftritt, dann sucht man ein „Ventil“, was sich in einer Affäre finden kann.
Bei einer Affäre ist die Verbindung nur lose und weniger intensiv, was dann als Ausgleich für die als zu viel empfundene Nähe in der eigenen Beziehung herhält.
Mehr dazu, warum die Ursachen für Affären oft auch in der eigenen Kindheit liegen, erfährst du in diesem Guide hier – klick!
Die eigene Neugierde: Was gibt’s da draußen noch!
Für viele Menschen ist Stillstand langweilig und Fadesse.
Deswegen sind viele Leute immer wieder damit beschäftigt, neue Hobbys zu erlernen und sich mit neuen Themen zu beschäftige.
Das Gleiche gibt es auch auf der sexuellen Ebene. Man fragt sich: „Wie wäre es mit Person XY zu schlafen?“
Oder: „Wie wäre es, Sex XY auszuprobieren?“
Oftmals ist es auch der Reiz, all das mit einer anderen Person auszuprobieren und eben nicht mit dem eigenen Partner.
Nicht weil der eigene Partner langweilig oder uninteressant ist, sondern einfach, weil jede Person anders ist und in einem selbst andere Gefühle auslöst – weil man eben neugierig ist.
Im Coaching beobachte ich auch oft, dass diese Neugierde sehr oft auch bei Leuten auftritt, die mit ihrem derzeitigen Partner sehr jung zusammengekommen sind und vielleicht noch nie mit jemand anderen waren.
Da kommt dann oft der Gedanke: „Einmal im Leben möchte ich XY gern ausprobieren/tun!“
Diese Neugierde ist der Grund, warum Affären auch in glücklichen Beziehungen auftreten.
Einflussfaktor: Zeit – die Voraussetzung, damit eine Affäre über Jahre geht!
Wenn Affären länger dauern und über Jahre gehen, kommt auch dem Einflussfaktor der Zeit eine entscheidende Bedeutung zu.
Deswegen schauen wir uns hier den Mechanismus an, warum man dann doch bei dieser Person hängen bleibt und sich über die Zeit gemeinsame Strukturen aufbauen können.
Der Mechanismus: Ich will mehr davon!
In aller Regel sind Affären aufregend und machen gute Gefühle.
Unser System ist darauf programmiert, mehr von dem zu wollen, was sich gut anfühlt.
Das hat selbst ein Regenwurm schon einprogrammiert – wir Menschen sind da nicht viel anders.
Weil sich die Affäre gut anfühlt, will man auch immer mehr davon. Und ein Treffen folgt auf das nächste.
Die Folge:
Man bleibt bei dieser Person „hängen“ und der erste Schritt, dass die Affäre auch über Jahre gehen kann, ist getan.
Man organisiert sich über die Zeit und Strukturen bilden sich
Durch dieses „Hängenbleiben“ entsteht Wiederholung und Tiefe.
Man arrangiert sich mit der Situation und organisiert sich über die Zeit.
Eine Affäre muss man verheimlichen. Und je länger man diese vertuscht, desto „gewohnter“ wird dies.
Man entwickelt eine Strategie und Regeln, wie man die Affäre möglichst einfach fortführen kann.
Oft spielen auch die Umstände vorteilhaft mit hinein, beispielsweise wenn der Affären-Partner in einer anderen Stadt wohnt, in der man beruflich oft zu tun hat.
Und so läuft alles immer länger weiter.
Die Strukturen der Affäre verfestigen sich
Wenn die Affäre ausreichend lange läuft, dann verfestigen sich die Strukturen.
Wir beobachten hier 3 häufige Situationen, die sich auch miteinander kombinieren können und die dazu führen, dass man in der Affären-Konstellation bleibt.
Situation #1: Man will beides haben
Vielfach fühlt man sich in der eigenen Beziehung wohl, aber man genießt auch die Zeit mit der Affäre.
Man möchte keines von beiden missen und wünscht sich ein Leben, in dem man beides haben kann – sozusagen das Beste aus beiden Welten.
Und wenn die Affäre dann über Jahre gegangen ist, dann ist man draufgekommen: Ja, ich kann das so einrichten, dass ich beides bekomme.
Man hat Strategien entwickelt, wie man die Affäre vor dem eigenen Partner geheim halten kann und hat auch kein schlechtes Gewissen (mehr).
Wenn man sich vom Haupt-Partner oder der Affäre trennen würde, dann würde man ja auch etwas sehr Gutes verlieren.
Denn nur beide Personen machen einen in dieser Konstellation glücklich. Eine Trennung von einer Person würde eine komplette Schieflage bedeuten.
Situation #2: Ein Beenden der Haupt-Beziehung ist schwer bis unmöglich
Vielleicht gibt es auch Gründe, die ein Beenden der Haupt-Beziehung unmöglich machen, wie beispielsweise:
- man ist vom Partner finanziell abhängig,
- man will wegen der gemeinsamen Kinder nicht Schluss machen,
- gesellschaftliche Vorstellungen (christliche Erziehung oder ein Glaubenssatz wie: „Meine Beziehung scheitert nicht!“) oder die eigene
- Partnerin ist schwanger und man will sie deswegen nicht verlassen.
Das Ganze kann sein wie eine innerliche Schockstarre anfühlen.
Und so wie man es dreht und wendet: Man findet immer Widersprüche in sich, die einen selbst von der Trennung aufhalten.
Man findet immer Argumente, die Beziehung unddie Affäre weiterzuführen.
Oder anders formuliert:
Gefühlt will man die Affäre nicht beenden und kann zusätzlich die Beziehung nicht beenden.
Situation #3: Man verliebt sich in die Affäre
Wenn man sehr viele schöne Momente und auch guten Sex mit der Affäre hat, passiert es ganz leicht, dass man sich in die Affäre verliebt.
Mit der Zeit entstehen dann beziehungsartige Strukturen, was bis zu einer Zweitbeziehung gehen kann (siehe nächster Abschnitt).
Man bemerkt auch in diesem Fall, dass sich auf wundersame Art und Weise beides im Leben ausgeht.
Man schaukelt die bisherige Beziehung (bzw. will sie aus welchem Grund auch immer nicht beenden) UND schafft es auch, die Affäre fortzuführen.
Endstadium: (Zweit)Beziehung in der Seifenblase
Wenn eine Affäre über Jahre geht, dann ist sie irgendwann in einer Art „Endstadium“ angekommen.
Alles hat sich auf einen stabilen Zustand eingeschwungen und man kennt die Grenzen und Möglichkeiten.
Für manche ist dieses Endstadium dann eine Zweitbeziehung mit Liebe, Gefühlen und einer Perspektive.
Und für andere bewegt sich alles in gut abgemachten Grenzen in Form eines „dauerhaften Arrangements“ was das Körperliche oder die Kommunikation anbelangt (emotionale Affäre).
Beide wissen jedoch, was sie wollen. Entweder eine Beziehung neben der (Haupt)Beziehung oder einfach ein wenig Aufregung und Sex.
Je länger die Affäre dauert, desto schwerer wird das Beenden
Wenn Affären über Jahre gehen, dann haben sich ja Routinen eingeschwungen und Strukturen aufgebaut.
Und aus stabilen Gewohnheiten bricht man nur ungern aus. Denn man weiß ja nicht, was danach kommen würde.
Je länger Affären also dauern, desto schwerer wird es „auszusteigen“.
Denn selbst wenn man die Affäre beenden und dem eigenen Partner beichten würde. Dann müsste man ja eingestehen, dass man seit Jahren eine Affäre hatte.
Das macht die Verletzung auf der Seite des Haupt-Partners umso größer.
Aus diesem Grund wächst dann auch die Scheu, alles zu gestehen.
Und weil sich die Strukturen schon etabliert haben und man sowieso alles geheim halten muss, spricht aus der eigenen Perspektive auch nichts dagegen, die Affäre fortzuführen.
Spezialfall: Die Affäre ist ein offenes Geheimnis
Manche Beziehungen pendeln sich so ein, dass die Affäre nun auch ein „offenes Geheimnis“ geworden ist.
Dieses wird jedoch nicht direkt angesprochen, sondern stets zwischen den Zeilen kommuniziert .
Das kann auch manchmal als Vorwurf, Andeutung oder passiv aggressiv geschehen.
Die betrogene Ehefrau sagt dann beispielsweise: „Ja, geh du nur zu deinen anderen Frauen!“
Umgekehrt würde dann der (betrügende) Ehemann sagen: „Wenn du wüsstest, die anderen sind ja viel lieber zu mir!“
Obwohl hier dieses offene Geheimnis zwischen beiden liegt, gibt es genügend Dynamik, die wie ein Klebstoff wirkt.
Niemand traut sich die Dynamik anzusprechen und jeder tänzelt auf den Grenzen rum.
Dieser Klebstoff kann ebenso auch eine Angst vor Verlust sein oder auch die Gewohnheit, auch wenn man beispielsweise gar nicht mehr so gern zusammen ist.
Aber auch religiöse Faktoren, eine finanzielle Abhängigkeit oder die Angst vor Neuem kann einen vor der Trennung zurückschrecken lassen.
Jetzt bist du dran!
Du hast nun erfahren, welche Mechanismen dazu führen, dass eine Affäre oft über Jahre gehen kann.
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Alles Liebe,
Lena